Lyrik und Poesie
- Humorvolle Sagen -

Sagen humorvoll aufbereitet

Humorvolle Sagen - Nibelungen II

Im Nibelungensage ist die Hauptfigur Kriemhild und die Hauptproblematik die der höfischen Kultur. Es macht aus dem vermutlich viel älteren Sagenstoff beinahe einen Roman, der im Kleid einer Sage Probleme der damaligen Gegenwart von Autor und Publikum zu behandeln scheint.

- Geschrieben von Dr. Trutzhart Irle -

Nibelungen-Sage - An Etzels Hof

- Der Untergang der Burgunder -

Als Siegfried hinterrücks erstochen,
war Kriemhilds Herz total zerbrochen.
Sie weinte, so erzählt die Sage,
sowohl in Nächten wie am Tage
und haßte, da ihr Held verblichen,
die für den Tod Verantwortlichen.

Ihr blieb als Trost für diesen Tort
zunächst der Nibelungenhort,
den Siegfried nach der ersten Nacht
als Morgengabe ihr vermacht.
Zwerg Alberich, dem sie vertraute,
sah zu, daß diesen niemand klaute.
Durch Hagens intrigantes Dringen
ließ sie jedoch nach Hause bringen
den Schatz in eine feste Kammer.
Damit begann ein neuer Jammer,
denn jener finstere Geselle
stahl ihr die Schlüssel auf der Stelle
und warf das Gold bei Mondenschein
an tiefster Stelle in den Rhein.

Die Kriemhild wurde auf die Dauer
nach soviel Unheil noch mehr sauer
und sann erst recht nach dieser Sache
auf möglichst fürchterliche Rache.

Dann fand im fernen Hunnenreiche
man König Etzels Frau als Leiche
und hat ihm kurzer Hand empfohlen,
sich eine neue abzuholen.
Nun rieten ihm die reichlich Wilden
zu einer Werbung um Krimhilden,
die ja, was lange schon gedauert,
noch immer um den Siegfried trauert.
Als Werber ließ nach Worms man fahren
den Rüdiger von Bechelaren.
Der edle Markgraf kam inmitten
zahlreicher Recken angeritten
und bat darauf an vielen Tagen
die Kriemhild, endlich "ja" zu sagen.
Der schwarze Hagen, immer munter,
verwarnte deren Bruder Gunther,
der Hochzeit Segen zu erteilen,
sonst werde sie der Tod ereilen.
Der schlug die Warnung in den Wind,
und Kriemhild rüstete geschwind,
da sie nun über kurz und nah
den Tag der Rache kommen sah.

Sie ritt darauf mit großem Troß
dorthin, wo längst die Donau floß,
heiratete, ihr sei verzieh'n,
den Hunnenkönig bald in Wien
und fuhr mit ihm flußabwärts dann,
bis Etzels Burg man sehen kann.

Dort wohnten sie nun Jahr für Jahr,
das Söhnchen Ortlieb sie gebahr,
und ständig sann sie noch auf Rache.
Das war jedoch so eine Sache;
sie konnte zwar von weitem hassen,
jedoch: wie sollte sie nur fassen
die in dem fernen Worms nur saßen
und das bei solchen schlechten Straßen.

Um ihnen fürchterlich zu schaden
bat sie den Etzel, einzuladen
zu einem Fest der Sonnenwende,
weil sie es höchst vergnüglich fände,
das Heimatvolk aus Reich und Lehen
nun endlich noch einmal zu sehen.
Der Etzel folgte ihrer Bitte
und bat darauf nach alter Sitte,
sie doch einmal bei Tee und Kuchen
an ihrem Hofe zu besuchen.
Es warnte zwar der Hagen wieder,
doch Gunther schlug die Warnung nieder.
Man wollte nicht zu Hause hocken
und machte sich nun auf die Socken.

Es ward der Mond schon immer runder,
da sammelten sich die Burgunder
und zogen los mit 1000 Recken,
um sich nicht weiter zu verstecken.
Sie nie der Warnung Achtung zollten,
daß sie nicht wiederkehren sollten
und ritten nun in jedem Rang
zur Etzelsburg die Donau lang.

Dort wurden sie zum Saal geleitet,
der für den Festakt vorbereitet,
doch Kriemhild grüßte sie nur kalt
und stellte einen Hinterhalt.
Doch grenzte fast schon an ein Wunder
die wilde Kampfkraft der Burgunder,
die ihrerseits die Hunnen hetzten
und alle nach und nach zerfetzten.
Es hat der fürchterliche Hagen,
ich wage es ja kaum zu sagen,
denn das schlägt reichlich auf den Magen,
den Kopf des Ortlieb abgeschlagen,
der später, wie es Etzel wollte,
sein Hunnenreich mal erben sollte.

Der Waffenmeister Hildebrand
kam daraufhin herbeigerannt,
die Restburgunder zu erschlagen.
Es lebten Gunther nur und Hagen,
der immer noch nicht schwach und bang,
weil er des Siegfrieds Balmung schwang.
So ist auch Hildebrand gewichen,
zu Dieterich von Bern geschlichen,
um blutend aus diversen Wunden,
den Tod fast aller zu bekunden.
Da übermannte endlich sich
sogar der edle Dieterich,
bezwang und fesselte nun munter
zuerst den Hagen, dann den Gunther.
Er wollte sie gern leben lassen,
denn niemand kunnt wie Kriemhild hassen.
Sie hat die Köpfe abgeschlagen
zunächst dem Gunther, dann dem Hagen.
Da hat der greise Hildebrand
sein Schwert in ihren Leib gerannt.

So endete nun das Gemetzel
am Hofe des Hunnenkönigs Etzel.
Noch heute sucht man immerfort
am Rhein den Nibelungenhort.

(Trutzhart Irle)

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