Sommerliebe
Einmal verirrt' ich mich vom harten kalten Wege,
in ein kniehoch dichtes, wogend Kornenfeld;
als ob unzählig Leut' drängen sich beim Feste,
aufrecht, wiegend, wie grad' dem Winde es gefällt.
Dicht am Feldrain steh'n zwei einsam Blumen,
die eine rot, die andere dort im Blütenblau.
Ich wünscht der rote Mohn wäre ich im Manne
Und Du Geliebte, die Kornblume dort als Frau.
Und die stechend Sonne, durstig ist das Blütenangesicht;
auch ihr schweren Stürme, fürchten lehrt ihr uns nicht!
Still ist jetzt der Abend, vereint sind wir zum bunten Strauß.
Sieh' dort das schmale Band des Weges, gehen wir nach Haus!
Du Vollmond, verhülle deine spähend leuchtend Scheibe;
küss doch den nahen hoffnungsvollen Morgen wach;
noch zerbrechlich ist der rot' und blauen Blume Leibe,
in der unendlich weisen, verstehend, schwülen Nacht.
Einmal verirrt ich mich vom harten kalten Wege,
in ein kniehoch dichtes, wogend Kornenfeld,
und höre fruchtbar Gräser miteinander flüstern;
schön, ach' wie schön ist doch unsere Welt!
(Reinhard Blohm - Brettin 2007)