Tannenzauber
Ich gehe mit tiefen Schritten, durch den hohen, blendend' Schnee;
ein Zweiglein will ich brechen von der Tanne schlanken Leib.
"Lass das verletzend schlagen, tue mir nicht ein unrecht'
Weh',
und brichst du meine Schönheit, es wäre nur dein eigen
Leid!"
Ich höre die flehend' Stimme, aus der Tanne bebend' Gezweig,
die Axt mir entgleitet, aus meiner, jetzt so willenlosen Hand.
"Ja, du duftend Schlanke, verschonen will ich dich oh'
Maid,
sorgsam dich nun führen, in meines Garten fruchtbar Land."
Und ich höre am Fenster deine Zweige zitternd rauschen;
Ach' ich verstehe: du hast Heimweh, fühlst dich allein,
doch täglich werden Vöglein unser Flüstern lauschen,
ihr leis' Gesang, wird unsere göttlich schöne Hymne
sein.
Viele Jahre sind vergangen, ein flüchtiger Wind die Zeit.
Deine Nadeln, meine Hände, decken, heilen manche Wunden.
So gefangen, im Zauber dieser tiefen, reuelosen Dankbarkeit,
sind wir zwei auf ewig, du stolze Schöne, jetzt verbunden!
(Reinhard Blohm - Brettin 2005)