Lyrik und Poesie
Geburtstagsgedicht - Dem Mann ... Glückwünsche zum Geburtstag mit einer Torte

Geburtstagsgedichte - Mann

Dem Mann zum 50. Geburtstag

Eines Morgens wirst du wach,
steigst aus dem Bett mit Ach und Krach,
dann willst du dich wie jeden Tag
nach deiner Unterhose bücken -
und du denkst, dich trifft der Schlag:
Es zwickt schon wieder mal im Rücken.

Dein Blick fällt auf’s Kalenderblatt.
Du lächelst schmerzlich und denkst matt:
2007 - Oktober - ? Zack...!
50 biste, alter Sack.

Deine Gattin schlummert froh.
Müde schleppst du dich zum Klo,
sinkst auf die Schüssel voll erschlafft,
willst einen abseil’n, ganz in Frieden,
der erste Schritt ist schon geschafft,
da melden sich die Hämorriden.

Hallo, wir sind wieder hier!’.
Erschöpft greifst du zum Klopapier.
Mannomann, ab ist der Lack.
50 biste, alter Sack.

Du raffst dich auf, wirfst einen Blick
in den Spiegel, prallst zurück.
Der Typ da, mit dem grauen Schopf,
nee, ich glaub’, denn kenn’ ich nicht.
Doch plötzlich schießt dir durch den Kopf:
Junge, Junge, das bin ich!’.

Mit erschreckend reiner Klarheit
dämmert dir brutal die Wahrheit:
Mannomann, ab ist der Lack.
50 biste, alter Sack.

Zum Rasieren trittst du dann
näher an den Spiegel ran.
Ist meine Haut noch richtig straff?
Heut’ schau’ ich mal genauer hin.
Oder schlabbert schon ganz schlaff
der Anfang von ’nem Doppelkinn?

Und auf Gedanken dann wie diese
folgt messerscharf die Analyse:
Mannomann, ab ist der Lack.
50 biste, alter Sack.

Beim Zähneputzen packt dich Wut:
Auf der Zahnbürste ist Blut!
Hilfe, das Zahnfleisch geht zurück!
Fachausdruck: Parodontose!
Noch alle Zähne fest, zum Glück,
Nur der links oben, ist der lose?

Kukident für’s Teilgebiss?
Langsam kriegst du wirklich Schiss.
Mannomann, ab ist der Lack.
50 biste, alter Sack.

Nicht einer deiner besten Tag.
Missgelaunt gehst du zur Waage
Schon wieder zwei Pfund zugenommen,
trotz der Bier- und Schnaps-Diät.
Du kneifst die Hüften recht beklommen:
Werde ich jetzt langsam fett?

Und du fragst dich ganz betrübt,
woran das nun wieder liegt.
Mannomann, ab ist der Lack.
50 biste, alter Sack.

Zum Frühstück gibt’s zwei Knäckebrot.
Disziplin tut strengstens Not.
Schließlich willst du nicht riskieren,
dass du beim Pinkeln nichts mehr siehst,
so dass du beim Urinieren
auf’s Hören angewiesen bist,

ob das Getröpfel aus dem Schlauch
tatsächlich trifft die Schüssel auch.
Mannomann, ab ist der Lack.
50 biste, alter Sack.

Mit dem Auto oder Rad
raffst du dich dann auf zur Stadt.
Immer Frust und Stress tagtäglich.
Um so etwas zu vertragen,
sollte man, wenn irgend möglich,
lieber jung sein noch an Jahren.

Ach’, denkst du, nach der Rente lechz’ ich.
Wenn schon alt, dann lieber sechzig.
Mannomann, ab ist der Lack.
50 biste, alter Sack.


Und in der Frühstückspause dann
spricht man gern von Mann zu Mann
über seine Blutfettwerte
und ob die Prostata schon schwillt.
Heimlich fragt man: Passt das Gehörte
auf mein eig’nes Krankheitsbild?’.

Früher hab’n sich nur die Alten
über Krankheit unterhalten.
Die Selbsterkenntnis trifft wie’n Schlag:
50 biste, selbst alter Sack.

Das Telefon piept furchtbar schrill
Wieder einer, der was will.
Da tönt es aus dem Hörer weich:
Denken Sie an den Termin?’.
Selbstverständlich, komme gleich!’.
Und heimlich fragst du dich: Wohin?’.

Ohne das Computerwissen
wärst du jetzt völlig aufgeschmissen.
Ist das Gehirn nicht mehr auf Zack?
50 biste, alter Sack.

Zum Mittag gibt’s, die Lippen leck,
Bratkartoffeln mit viel Speck,
’nem Haufen Zwiebeln obendrauf.
Das hast du früher gut vertragen.
Heut’ isst du nicht mehr alles auf,
nach der Hälfte streikt dein Magen.

Und im Lokal, da bietet man
dir glatt Seniorenteller an.
Mannomann, ab ist der Lack,
50 biste, alter Sack.

Doch nicht nur Rücken oder Bauch
streiken, sondern leider auch
deine Augen: Willst du lesen,
hältst du die Zeitung ganz weit fort.
Das ist doch sonst nicht so gewesen?
Du erkennst ja kaum ein Wort.

Und nimmst du mal ein Buch zur Hand,
schielst du über’n Brillenrand.
Mannomann, ab ist der Lack.
50 biste, alter Sack.

Zu Hause gibt’s genug zu tun,
doch erst mal gilt’s, sich auszuruh’n.
Ab auf’s Sofa, hoch die Beine.
Danach musst du im Keller schaffen.
Auch Holz hackt sich nicht von alleine.
Also heißt’s, sich aufzuraffen.

Dauernd gibt’s was zu reparieren.
Zeit hat man keine zu verlieren,
denn auch am Haus blättert der Lack.
50 biste, alter Sack.

Auf den Abend folgt die Nacht.
Und was man gern des nachts so macht
mit seiner Frau, das magst auch du.
Doch manchmal springt die Angst dich an:
Was mach’ ich, wenn ich ab und zu
ihn nicht zum Stehen bringen kann.

Bleibt meine Frau dann noch bei mir?'
Nee, ich sprech’ hier nicht von dir....
In der Beziehung bist du nämlich voll auf Zack,
auch wenn du 50 bist, du Sack.

Die Nachtruh’ ist des Tages Lohn.
Tief entschlummert bist du schon.
Da schreckst du aus dem Bett empor.
Stimmen dringen an dein Ohr:
...Heute schreibst du ’ne Klausur...
...Ach, je, zu welchem Thema nur?...
...Deutsch und Englisch, schon vergessen?...
...Hast du etwa nichts gelesen?...
...Wo sind die Mathehausaufgaben?...
...Kann ich mal dein Geschichtsbuch haben?...
Und dann sind auch noch, ach du Schreck,
dein Bus und auch dein Ranzen weg!
Und keiner hat dich richtig lieb...
Plötzlich macht dein Wecker: Piep’.

Verwundert merkst du, wo du sitzt,
dein Kopfkissen ist voll verschwitzt.
Erleichtert lehnst du dich zurück.
Nur geträumt, was für’n Glück.
Zur Schule muss ich nicht mehr hin,
wie gut, dass ich schon 50 bin!


Der Kollege im Büro
lächelt morgens nicht sehr froh.
Seine Augen sind ganz klein.
Und du denkst: Du armes Schwein,
du hast auch kein leichtes Leben.
Windeln wechseln, Fläschchen geben,
Babyschreien hält dich wach,
und das jede zweite Nacht.
Du teilst dir ja, du arme Sau,
den Babydienst mit deiner Frau.
Danach stünd’ mir nicht mehr der Sinn.
Wie gut, dass ich schon 50 bin.


Der Mensch möchte, wenn er noch jung,
voller Kraft und voller Schwung,
die Welt gern aus den Angeln heben,
möchte lachen, lieben, leben,
Familie gründen, Auto kaufen,
mal gut essen, Schampus saufen,
ein Häuschen sich im Grünen bauen,
von dort in seinen Garten schauen,
reisen um die ganze Welt,
doch noch fehlt ihm dazu das Geld.

Denn das, so hast du’s selbst erfahren,
verdient man erst in spät’ren Jahren.
So schmunzelst du still vor dich hin:
Wie gut, dass ich schon 50 bin.

Ich könnte ja, wenn’s mir gefällt,
reisen um die ganze Welt,
könnt’ mir wohl dies und jenes leisten,
doch muss ich auch, wie wohl die meisten,
was auf die hohe Kante legen,
wir wissen ja, der Rente wegen.
Doch ist es so, dass ich mir dann und wann
auch etwas Luxus leisten kann,
ohne erst die Bank zu fragen.
’s konnt’ ich als junger Mann nicht wagen.
Nee, nee, denkst du tief in dir drin,
wie gut, dass ich schon 50 bin.

Auch muss ich mich nicht mehr verbiegen.
die Frau für’s Leben abzukriegen.
Macht sich auch mal Gewohnheit breit,
das ist nun mal der Gang der Zeit.
Doch weiß ich schließlich, das ist wichtig,
die, die ich habe, ist schon richtig.

Und außerdem hat sie gesagt,
dass sie graues Haar gern mag!
Bedächtig streichst du dir dein Kinn:
Wie gut, dass ich schon 50 bin.

Eigentlich ist es doch so:
Gibt’s auch mal Ärger im Büro,
baut auch dein liebes Kind mal Mist,
weil’s grad am Pubertieren ist,
keift deine Frau gelegentlich
hinter dir her, so schlimm ist’s nicht.
Und hast du auch von Zeit zu Zeit
mal mit deinen Eltern Streit,
weil dich deren Starrsinn quält,
das ist nur mal der Lauf der Welt.

Ein Kind möchtest du nicht mehr sein,
auch noch nicht alt, so füg’ dich drein.
Versuch, die Tage so wie diesen
doch ganz einfach zu genießen.
Sag einfach dir, so ist das eben,
so und nicht anders ist mein Leben.


Und weil das nun mal so ist,
freu dich, dass du 50 bist!

(Eingesendet von Gunda J.)

(Hinweis: Gunda J. ist persönlicher Urheber des Gedichtes und alle Rechte daran liegen bei Ihr.)

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