Der liebe Gott hat nicht gewollt,
dass edler Wein verderben sollt,
darum hat er auch zum Saft der Reben
den nötigen Durst hinzugegeben!
(Volksgut)
Unsre Väter sind gesessen ...
(von Hoffmann von Fallersleben)
Unsre Väter sind gesessen,
auch vor vollen Gläsern hier;
unsre Väter sind vergessen
und vergessen werden wir.
Wer kann alles auch behalten,
was geschieht und nicht geschieht?
Ob sich hier die Stirn in Falten,
dort der Mund zum Lächeln zieht?
Leer' und volle Köpf' und Taschen
werden nach uns auch noch sein,
nach uns gibt's noch Krüg' und Flaschen,
Gläser mit und ohne Wein.
Und wenn diese gehn zu Scherben,
neue Gläser werden draus;
wenn die alten Gäste sterben,
kommen neue Gäst' ins Haus.
Könnten unsre Väter sprechen,
sprächen sie: Stoßt an und zecht!
Leben war noch nie Verbrechen
und der Lebende hat Recht.
Man kann ...
(von Friedrich Rückert)
Man kann, wenn wir es überlegen,
Wein trinken fünf Ursachen wegen:
Einmal um des Festtags willen,
sodann vorhand'nen Durst zu stillen,
desgleichen, um künftigen abzuwehren,
ferner dem guten Wein zu Ehren
und endlich um jeder Ursach' willen.
Frage nicht ...
(von Friedrich Rückert)
Frage nicht, was das Geschick
morgen wird beschließen;
unser ist der Augenblick,
lass uns den genießen!
Viel Essen macht viel breiter ...
(von Joseph von Eichendorff)
Viel Essen macht viel breiter
und hilft zum Himmel nicht,
es kracht die Himmelsleiter,
kommt so ein schwerer Wicht.
Das Trinken ist gescheiter,
das schmeckt schon nach Idee,
da braucht man keine Leiter,
das geht gleich in die Höh'.
Dies für den ...
(von Wilhelm Busch)
Dies für den und das für jenen.
Viele Tische sind gedeckt.
Keine Zunge soll verhöhnen,
was der andren Zunge schmeckt.
Lass jedem seine Freuden,
gönn ihm, dass er sich erquickt,
wenn er sittsam und bescheiden
auf den eignen Teller blickt.
Wenn jedoch bei deinem Tisch er
unverschämt dich neckt und stört,
dann so gib ihm einen Wischer,
dass er merkt, was sich gehört.
Weg, weg mit Wünschen, ...
(Gotthold Ephraim Lessing)
Weg, weg mit Wünschen, Reimen, Schwänken!
Trinkt fleißig, aber trinket still!
Wer wird an die Gesundheit denken,
wenn man die Gläser leeren will?
Der Hals ist mir trocken ...
(von Heinrich Heine)
Der Hals ist mir trocken, als hätt ich verschluckt
die untergehende Sonne.
Herr Wirt! Eine Flasche Wein
aus eurer besten Tonne.
Es fließt der holde Rebensaft
hinunter in meine Seele
und löscht bei dieser Gelegenheit
den Sonnenbrand der Kehle.
Und noch eine Flasche , Herr Wirt! Ich trank
die erste in schnöder Zerstreuung,
ganz ohne Andacht! Mein edler Wein,
ich bitte dich drob um Verzeihung.
Jetzt aber steck ich die Nas ins Glas
und ersthaft zuvor beguck ich
den Wein, den ich schlucke; manchmal auch,
ganz ohne zu gucken, schluck ich.
Herr Durst
von (Hoffmann von Fallersleben)
Herr Durst ist ein gestrenger Mann,
der lässt sich gar nicht foppen;
ob's Wetter gut ist oder schlecht,
er geht nicht ab von seinem recht,
er fordert seinen Schoppen.
Und wer ihm den nicht geben will,
den quälet er tagtäglich,
er quält in hier, er quält ihn dort,
er quälet ihn in einem fort
und quält ihn ganz unsäglich.
Mit Ehren, Wein ...
(von Gotthold Ephraim Lessing)
Mit Ehren, Wein, von dir bemeistert,
und deinem Flüss'gen Feuer begeistert,
stimm ich zum Danke, wenn ich kann,
ein dir geheiligt' Loblied an.
Doch wie? In was in Kühnen Weisen
werd ich, o Göttertrank, dich preisen?
Dein Ruhm, hör ihn summarisch an,
ist, dass ich ihn nicht singen kann.
Weinreisen
(von Trutzhart Irle)
Wenn im Herbst die Trauben reifen,
treibt es wieder mich hinaus.
Dann muß ich zum Weinglas greifen,
und es hält mich nicht zu Haus.
Bin ich doch ein Landdurchstreifer,
der so manche Gegend liebt
und dabei mit großem Eifer
nichts, was mundet, von sich schiebt.
Rettung
(von Johann Wolfgang von Goethe)
Ein Mädchen und ein Gläschen Wein
sind die Retter in der Not,
denn wer nicht trinkt und wer nicht küsst,
der ist so gut wie tot.
Ergreift das Glas und trinkt den Wein,
ein jeder Mensch soll glücklich sein!
(Volksgut)
Und so finden wir uns wieder
in den heitern bunten Reih'n
und es soll der Kranz der Lieder
frisch und grün geflochten sein.
(Friedrich von Schiller)