Die Trauer ist eines der stärksten menschlichen Gefühle. Es ist manchmal schwierig, entsprechend Trost zu spenden. Es fehlen manchmal einfach die Worte, dem Mitmenschen sein Mitgefühl auszusprechen. Aus diesem Grund haben wir auf dieser Seite Gedichte und Trauertexte gesammelt, die einem Trauernden Zuspruch geben können. Im unteren Abschnitt dieser Seite sind einige kurze Trauerverse, die sie ebenfalls für ihre persönliche Beileidsbekundung verwenden können.
Liebe für alle Zeit
(© Annette Andersen)
Eine Sekunde reicht aus,
uns die wahre Liebe zu lehren;
die Ewigkeit wurde uns geschenkt,
um sie nie mehr loslassen zu müssen.
Der Tod
(© Annette Andersen)
Das Licht des Lebens ist erloschen,
doch längst wurde in einer herrlichen Welt
ein neues Feuer entfacht.
Es wird strahlen,
voll Wärme und Liebe,
jetzt und in alle Ewigkeit.
Stilles Gedenken
(Copyright by Ludwig Strunz)
Still ruht der See, hier sitz ich gern
und schau der Enten Spiel
allein – denn meine Lieb ist fern
auch wenn’s mir nicht gefiel.
Sie ist gegangen heim schon lang
geblieben bin ich nun allein
und schwer ist jeder Neuanfang
wie schön war’s doch zu zwein.
Die Trauer aus den Augen fließt
denk ich zurück an Sie
und wie ein Sturzbach sich ergießt
denn nunmehr sehen werden wir uns nie.
Auch wenn das ist des Lebens Lauf
der Mensch – er kommt und geht
beklagen tun wir’s doch zuhauf
vergebens Trost man dann erfleht.
Liebe
(Unbekannt)
Wenn die Liebe einen Weg
zum Himmel fände
und Erinnerungen zu
Stufen würden,
dann würde ich hinaufsteigen
und dich zurückholen.
Hoffnung
(Copyright by Ludwig Strunz)
Die Nacht bricht an das Tagwerk endet
Und Stille legt sich übers Land
Das Licht der Sonne nicht mehr blendet
Verträumt stehst du am stillen Strand.
Das Land im Rücken vorn das Meer
So blickst du in die Ferne
Gedankenvoll und doch ganz leer
Erinnern dich die Sterne.
Hier warst du mal mit deiner Lieben
Hast still geträumt vom großen Glück
Und was ist nun davon geblieben?
Vom Grabe geht kein Weg zurück.
So musst du nun alleine wandern
Und suchen einen neuen Weg
Setz einen Schritt jetzt vor den andern
Nur Mut, auch wenn es schwer nun geht.
Eben noch
(Copyright by Hans Munch)
Eben noch unter uns, eben noch da,
Eben noch mitgelacht, eben noch nah.
Eben noch, vorhin noch, so mittendrin,
Nur ein "Adieu" entfernt, gingst du dahin.
Für uns unfassbar: Du kehrst nicht zurück.
Herausgerissen aus unserem Stück,
Fehlt uns dein Strahlen, und blicken wir auf,
ziehst du am Himmel nicht mehr deinen Lauf.
In Gottes Himmelreich
( © Annette Andersen)
Wie nah bist du dem Kinde,
das dir die Tage schönt,
und das durch seine Liebe
göttlich dein Leben krönt?
Erahnest du im Herzen,
dass ihr verbunden seid
und Gott euch schützt und segnet,
bis in die Ewigkeit?
Und wird der Tod euch trennen,
du bleibst zurück, allein,
so wird doch eure Liebe
für immer in euch sein.
Gewiss ist deinen Sinnen,
der Seele, die still weint:
Du wirst mit deinem Kinde
im Himmelreich vereint.
Erinnerung
(Copyright by Ludwig Strunz)
Wenns dunkel wird am Tag um dich
Und Schwermut dich bedrückt
Erinner dich mit Freud an mich
Wir war’n zusammen sehr beglückt.
Es war doch schön zusamm mit dir
Als wir das Leben teilten
Du bleibst allein nun, ich bin nicht mehr hier
Für kurze Zeit musst du allein verweilen.
Ich wart auf dich, du wirst schon kommen
Es dauert nur noch kurze Zeit
Dann scheint auch wieder hell die Sonnen
Wenn wir dann wieder sind zu zweit.
Liebe ist ...
( © Annette Andersen)
Die Liebe ist ein Heimatlied,
das leise in mir singt;
das mit harfengleichen Tönen
Halt gebend mich durchdringt.
Die Liebe ist ein Himmelshauch,
der mich ganz tief berührt
und in angstbeschwerten Tagen
helfend durchs Leben führt.
Die Liebe ist ein starkes Band,
das sichernd alles hält
und verbindet, allumfassend,
die Herzen in der Welt.
Liebe ist Hoffnung, Glaube, Zuversicht
und unser Trost, in dunklen Tagen.
Liebe ist Gott!
Er wird in größter Not
uns auf den Armen tragen.
Die letzte Ruhestätte
(Heinrich Heine)
Wo wird Einst des Wandermühen
letzte Ruhestätte sein?
Unter Palmen in dem Süden?
Unter Linden an dem Rhein?
Werd ich wo in einer Wüste
eingescharrt von fremder Hand?
Oder ruh ich an der Küste
eines Meeres in dem Sand?
Immerhin! Mich wird umgeben
Gotteshimmel, dort wie hier,
und als Totenlampen schweben
nachts die Sterne über mir.
An mein Kind
(© Christiane Schyktanz)
Ich denk an dich,
wenn der Oktobersonne sanfte Strahlen
tauchen buntes Blätterwerk in goldnes Licht,
wenn Wolken mir so rätselhafte Wesen
in den blauen Himmel malen.
Ich denk an dich,
wenn des Nachts mein Blick sich hebt,
wie unermesslich scheint mir diese Ferne,
bei des silbernen Mondesschimmer
lächeln mir
jahrtausendalte Sterne
und ich stell mir vor
das Land der Ewigkeit.
Bist mir so nah,
wenn des Frühjahrs lauer Wind
ganz sachte meine Wange streift,
und aus des Baumes Wipfel
so sanft ein weißes Blütenmeer
vor meine Füße schneit.
Meine Gedanken sind bei dir,
wenn von Bienensummen
ist erfüllt die Luft;
wenn verströmen zarte Blumen
betörend ihren süßen Duft;
wenn sich der Horizont verdunkelt
und Donnergrollen
die Erde lässt erbeben,
und unter schwerer Tropfen Last
die Zweige sich zu Boden legen.
Ich denk an dich
wenn Schneekristalle glitzernd
durch die Lüfte schweben,
mit Liebreiz und mit tiefer Stille
über weites Land sich legen.
Hinweis: Dieses Gedicht ist durch Copyright geschützt und darf nur für private Zwecke genutzt werden. Die Veröffentlichung des Werkes auf anderen Internetseiten ist nicht gestattet. Sämtliche Rechte an dem Gedicht bleiben bei der Autorin.
Der Seelenwald
(Bärbel Herfort)
Hoch über unserer wirklichen Welt
liegt im Nebel verhangen,grau und kalt
der längst vergessene Seelenwald.
Ruhelose Seelen schweben durchs Geäst
und manchmal hält ein Ast sie schon fest,
sie sind auf der Reise,auf der suche nach Licht
sie kämpfen und schreien doch hört man sie nicht.
Menschen sind gegangen für alle Zeit
ihre Seelen gefangen in der Ewigkeit,
in den dunstigen Nebel grau und kalt
im längst vergessenen Seelenwald.
Träne
(Copyright by Ludwig Strunz)
Tief in der Seele in uns drinnen
Noch sieht es niemand, der uns nah
Beginnt die Wehmut loszurinnen
Auf einmal ist die Träne da.
Ganz silbrig sucht sie ihren Weg
Beginnt am Eck der Augen
Und kullert übern Nasensteg
Ist wunderschön so anzuschauen.
Doch für den Spender ist’s nicht schön
Wenn seine Seele überfließt
Er ist gefall’n aus großen Höh’n
Wenn er sein Tränenwasser gießt.
Verzweifelt sucht er Hilf woanders
Ob jemand lindert seine Not
Er muss allein durchs Leben wandern
Und findet Trost bei einem gütigen Gott.
Totensonntag
(Trutzhart Irle)
Nebel wabert über Marmorquadern
oder grauen Kreuzen aus Granit.
Menschen dumpf mit ihrem Schicksal hadern:
"Warum nahm der Tod mein Liebstes mit?"
Konntest du nicht einen andern wählen,
Du vermaledeiter Sensemann?
Hinauf
(© Annette Andersen)
Der Himmel, der von Weite kündet,
als Farbenspiel am Weltenzelt,
weiß, dass einst alles in ihm mündet,
was sich löset von der Welt.
Er ist zur Ewigkeit das Tor,
die Schwelle der Unendlichkeit;
die Seele schwebt zu ihm empor,
einst, am Ende unserer Zeit.
Gipfel im Abend
(Rudolf G. Binding)
Rings aus den Tälern tief drunten
haucht schon der Friede gelinde.
Es schreiten die Winde
den Reigen über die Gipfel, den Wolken
verbunden,
und raunen dazu die ewigen Weisen.
Aber mit leisen
Füßen naht sich dir des Abends Trauer.
Vom Strome drüben steigt ein fremder Schauer
zu dir hinauf; der ist
wie die Erinnerung an einen fernen Freund -
Hin zu Entfliehendem führt letzter Schein
den Blick ins Weite.
Dann füllt das Dunkle die Gebreite
und du bist allein.
Meeresblick
(Freie Übersetzung des englischen Gedichts. Dass Original stammt von Henry van Dyke, 1852 - 1933)
Denk dir ein Bild. Weites Meer.
Ein Segelschiff setzt seine weißen Segel
und gleitet hinaus in die offene See.
Du siehst, wie es kleiner und kleiner wird.
Wo Wasser und Himmel sich treffen, verschwindet es.
Da sagt jemand: Nun ist es gegangen.
Ein anderer sagt: Es kommt.
Der Tod ist ein Horizont,
und ein Horizont ist nichts anderes,
als die Grenze unseres Sehens.
Wenn wir um einen Menschen trauern,
freuen sich andere,
ihn hinter der Grenze wiederzusehen.
Wehmut
(Johann Wolfgang von Goethe)
Ihr verblühet, süße Rosen,
meine Liebe trug euch nicht;
blühet, ach, dem Hoffnungslosen,
dem der Gram die Seele bricht!
Jener Tage denk ich trauernd,
als ich, Engel, an dir hing,
auf das erste Knöspchen lauernd
früh zu meinem Garten ging.
Alle Blüten, alle Früchte
noch zu deinen Füßen trug,
und vor deinem Angesichte
Hoffnung in dem Herzen schlug.
Ihr verbühet, süße Rosen,
meine Liebe trug euch nicht;
blühet, ach, den Hoffnungslosen,
dem der Gram die Seele bricht!
Das Herz
(© Volker Harbecke)
Das Herz ist gebrochen, es schlägt nicht im Takt
Die Augen sind müde, sie leuchten nicht mehr
Den Kampf verloren, finde den Frieden nicht mehr
Die Beine schwer, bewegen sich nicht
Die Wolken sind schwarz, die Sonne erloschen
Das Herz ist gebrochen, liebe nur noch ein Wort
Der Tod ist gekommen, du nicht mehr da
Die Seele ist kalt, aus dem Körper gerissen
Den Weg nicht gefunden, verirrt habe ich mich
Er führte in die Dunkelheit, nicht ins Licht
Das Herz ist gebrochen, der Orkan gekommen
Weht die Träume und Hoffnung fort.
Verzweiflung ist da, das Leben genommen
Die Mauern zu hoch, überspringen unmöglich
Die Engel verschwinden, es gibt sie nicht mehr
Das Herz ist gebrochen, die Erde verbrannt
Zum Löschen zu spät, alles zerstört
Den Glaube verloren, von Gott bestraft
Er wird nicht mehr helfen, lässt uns allein
Das Herz ist gebrochen…Das Ende gekommen
Laß das Trauern
(Joseph Freiherr von Eichendorff)
Laß, mein Herz, das bange Trauern
um vergangnes Erdenglück,
ach, von diesen Felsenmauern
schweifet nur umsonst der Blick.
Sind denn alle fortgegangen:
Jugend, Sang und Frühlingsluft?
Lassen scheidend nur Verlangen
einsam mir in meiner Brust?
Vöglein hoch in Lüften reisen,
Schiffe fahren auf der See;
ihre Segel, ihre weisen
mehren nur des Herzens Weh.
Ist vorbei das bunte Ziehen,
lustig über Berg und Kluft,
wenn die Bilder wechselnd fliehen,
Waldhorn immer weiter ruft?
Soll die Lieb auf sonngen Matten
nicht mehr baun ihr ihr prächtig Zelt,
übergolden Wald und Schatten
und die weite, schöne Welt? -
Laß das Bangen, laß das Trauern,
helle wieder nur den Blick!
fern von dieser Felsen Mauern
blüht dir noch gar manches Glück!
Trauer
(Copyright by Karl Klug)
Chaos in der Ordnung
und stumme Schreie
kehren ungehört
zurück.
Gesichter ziehen
zum Greifen nah
unerreichbar
weiter.
Tränen fließen
der Erinnerung
zu
und Einsamkeit
hat Macht.
O bleib treu den Toten
(Theodor Storm)
O bleib treu den Toten,
die lebend du betrübt,
o bleib treu den Toten,
die lebend dich geliebt!
Sie starben, doch sie blieben
auf Erden wesenlos,
bis allen ihren Lieben
der Tod die Augen schloß.
In böser Stunde
(Theodor Storm)
Ein schwaches Stäbchen ist die Liebe,
das deiner Jugend Rebe trägt,
das wachsend bald der Baum des Lebens
mit seinen Ästen selbst zerschlägt.
Und drängtest du mit ganzer Seele
zu allerinnigsten herein,
du wirst am doch, am Ende
nur auf dich selbst gelassen sein.
Alles hat seine Zeit
(unbekannt)
Alles hat seine Zeit
die Zeit der Liebe, der Freude, des Glücks,
die Zeit der Sorge und des Leids.
Es ist vorbei!
Die Liebe bleibt.
Wandrers Nachtlied
(Johann Wolfgang von Goethe)
Über allen Gipfeln
ist Ruh.
In allen Wipfeln
spürest du
kaum einen Hauch;
die Vöglein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
ruhest du auch.
Mit leisen Schritten kehrt die Seele
(Trauergedichte: unbekannter Autor)
Mit leisen Schritten kehrt die Seele
vom Suchen müd' zum Heimathaus
und löscht, dass sie kein Glanz mehr quäle,
still aller Sehnsucht Lichter aus.
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Ein Herz schlägt länger als du denkst,
auch wenn es schon gestorben,
wenn du an ihm besonders hängst,
schlägt es dir immer heut und morgen.
Der Verlust
(unbekannt)
Dich zu verlieren war sehr schwer.
Dich zu vermissen noch viel mehr.
Aber die Erde hat kein Herz,
fühlt kein Mitleid, keinen Schmerz,
sie ist gerade wie das Meer.
Was sie einmal hat, gibt sie nicht mehr her.
Du wirst in meinem Herzen leben.
Du warst mein Leben.
Wenn unsre Seelen sich begegnen
(Helga Küchler)
Die Sehnsucht treibt mit sanften Schwingen
meine Seele durch den Raum,
ein schönes Lied will nicht verklingen
war es Wirklichkeit - ein Traum?
Und die Sehnsucht treibt sie weiter,
sie überwindet Raum und Zeit,
die Hoffnung ist stets ihr Begleiter
auf Liebe und auf Zärtlichkeit.
Wenn unsre Seelen sich begegnen
auf der Suche nach dem Glück,
wird es vom Himmel Sterne regnen
und für uns gibt`s kein Zurück.
Wie schön dass uns die Träume blieben,
sie schützen uns vor Einsamkeit,
den Kummer haben sie vertrieben
und Wünsche wurden Wirklichkeit.
Letzter Wille
(Friedrich Halm)
Wenn einst der Tod an mein Lager tritt,
Drei Stücke gib in den Sarg mir mit:
Geraniumblüte, brennend rot,
Wie meine Lieb' war bis zum Tod;
Ein duftend Röslein auch leg' hin,
Wild wachsend wie mein freier Sinn;
Ein Lorbeerzweig lieg' auch dabei,
Ein Zweig nur, daß kein Kranz es sei!
Dann setz' an meinen Sarg dich hin
Und weine, daß ich gestorben bin;
Und sprichst du dann: Wie der, wie der,
So liebt mich niemand auf Erden mehr!
Dann ist mein Tagewerk getan,
Dann schwingt mein Geist sich himmelan!
Kurze Trauergedichte und Trauertexte
Hier noch einige kurze Texte zur Kondolenz für einen nahestehenden Mitmenschen. Vielleicht können Sie den einen oder anderen Text für ihre Trauerkarte zur Beileidsbekundung verwenden.
... und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.
*
Mit den Flügeln der Zeit
fliegt die Traurigkeit davon.
*
Es wird Stille sein und Leere. Es wird Trauer sein und Schmerz.
Es wird dankbare Erinnerung sein,
die wie ein heller Stern die Nacht erleuchtet, bis weit hinein in den Morgen.
*
Die Hoffnung gibt die Kraft zum Weiterleben.
Die Liebe gibt die Stärke zum Überwinden der Trauer.
Der Glaube ist das tröstende, durch Wolken strahlende Licht.
*
Wer so gewirkt im Leben, wer so erfüllte seine Pflicht
und stehts sein Bestes hat gegeben,
für immer bleibt er uns sein Licht.
*
Das Licht der Dankbarkeit ihn so viele Jahre neben sich zu wissen,
ist stärker als die Nacht und der Schmerz der Trauer.
*
Wenig ist es, das wir sagen oder tun können,
doch wisse, dass wir in Gedanken Dir nahe sind.
*
Das Leben ist vergänglich,
doch die Liebe, Achtung und Erinnerung bleiben für immer.
*
Das Leben hilft uns nicht immer am Leid vorbei
und nimmt uns die Last nicht ab;
doch es gibt uns Kraft zum Tragen
und begleitet uns durch schwere Stunden hindurch in einen neuen Tag.
*
Der Schmerz vergeht und auch die Trauer.
Was bleibt, ist das Licht und das Leben das sie in diese Welt brachte.
*
Menschen, die wir lieben, bleiben für immer,
denn sie hinterlassen Spuren in unseren Herzen.
Der Pförtner
(Copyright by Sven Görner)
Ich fuhr zur Arbeit in die Stadt
acht Uhr morgens mit der Bahn.
Mein Auto streikt, ich hab's so satt,
denn wieder mal sprang es nicht an.
Sitz in der Bahn, die Augen zu.
spür' ich deutlich irgendwann
eine stetig wachsende Unruh:
irgendeiner starrt mich an!
Nicht sofort, erst nach ner Weile,
beginn ich meinen Kopf zu drehn,
um unauffällig, ohne Eile,
die Quelle dieses Blicks zu sehn.
Mit geschlossenen Augen sitzt ein Mann,
zwei Reihen schräg mir gegenüber
und ich spür', er starrt mich an,
obwohl sie zu sind, seine Lider.
Er starrt. Unheimlich wird's auf Dauer
und ich denk: Wie kann das gehen?
Ich betrachte ihn genauer,
wo hab ich den schon mal gesehen?
Ich grübel und dann hält die Bahn.
Leute Richtung Ausgang gehn,
so mir meinen Blick versperren. Ich kann
den Typen plötzlich nicht mehr seh'n.
Als sich dann lichtet das Gedränge
ist er weg, sein Platz ist leer.
Ich schaue, ob es mir gelänge
zu finden ihn im Menschenmeer.
Verschwunden! Die Bahn ruckt an,
Nach der Station dreh ich mich um
und gerade noch entziffern kann:
Friedhof, zum Krematorium.
Als ich aussteig fällt mir ein,
ich kenn den Typ von Arbeit her.
Schmidt, der Pförtner muss es sein,
doch heut' ist seine Loge leer.
Im Büro erzählen die Kollegen,
Pförtner Schmidt, er starb vor Stunden.
In seiner Loge tot hat er gelegen,
gegen acht wurd' er gefunden.
Ein weiteres Gedicht zur Trauer
Der Gärtner
(Eingesendet von Philipp Partsykian)
Die Sonne geht auf und es beginnt der Morgen.
Die ersten Lichtstrahlen dringen durchs Birkenhain,
Und nun kann man sehen - hinter Efeuranken verborgen,
Einen rundgeschliffenen marmornen Grabesstein.
Die Inschrift darauf ist zur Unlesbarkeit verwittert,
Wie auch die Erinnerung an ihn schon längst entwich,
Nur noch die Blumen versuchen erbittert,
Ihn zu verschönern und ihn nicht zu lassen in Stich.
Denn sie liebten diesen Mann, der da ist begraben;
Und er, hat sie seinerzeit auch geliebt,
Weil sie es waren, die ihm Freude am Leben gaben,
Und seinen Tod haben so lange hinausgeschiebt.
Doch seitdem sind Jahrzehnte schon vergangen,
Und dennoch - jedes Jahr an seinem Todestag,
Gedenken Vögel ihm mit ihren traurigen Gesangen,
Und rote Rosen erblühen am morschen Gartenhag.
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