Herr Durst
Herr Durst ist ein gestrenger Mann,
der lässt sich gar nicht foppen;
ob's Wetter gut ist oder schlecht,
er geht nicht ab von seinem recht,
er fordert seinen Schoppen.
Und
wer ihm den nicht geben will,
den quälet er tagtäglich,
er quält in hier, er quält ihn dort,
er quälet ihn in einem fort
und quält ihn ganz unsäglich.
Da
gilt kein Ansehn der Person,
nicht Stand noch Würd' und Ehren:
Herr Durst, der kehrt bei allen ein,
bei Reich und Arm, bei Groß und Klein
und niemand kann's ihm wehren.
Ihn
rührt kein Ernst, ihn rührt kein Spaß,
kein Pfeifen und kein Singen.
Ihr könnt ihn nicht durch Spott und Hohn,
ihr könnt ihn nicht durch Schmäh'n und Drohn
von seiner Forderung bringen.
Drum
macht's wie ich: Ich bin bereit,
sein Schöpplein ihm zu zollen.
Und lässt er mich dann nicht in Ruh'.
trink ich ihm noch ein zweites zu,
dann hört er auf zu schmollen.
(Hoffmann von Fallersleben)
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