Lied zur Hochzeit
Lachen jetzt der Sonne Wangen
durch die Luft uns freundlich zu,
liegt des Westwinds Sturm gefangen,
ist die stolze See in Ruh,
zeigen sich die Felder gütig,
stehn die Saaten übermütig,
denket, ob es lang auch hin,
daß die Zier der Luft und Erden
soll nur Leid und Trauer werden
durch des Herbstes Eigensinn.
Warum soll man nun versäumen,
was die liebe Zeit uns gönnt?
Trollt euch, die ihr nichts als träumen,
nichts als sauer sehen könnt.
Laß uns wo in einem Garten
unsers frischen Leibes warten,
oder um der Bäche Rand
in ein weiches Gras uns strecken,
wo die Rosen uns bedecken
vor der heißen Sonne Brand.
Jungen, gebt das Flaschenfutter!
Ei, nicht dieses, dort den Wein!
Sagts beileibe nicht der Mutter,
daß wir jetzt und fröhlich sein.
Weht, ihr Winde, weht und kühlet,
ihr, scherzhaften Quellen, spielet,
gluckert hin auf euren Zweck,
keine Rückfahrt könnt ihr halten,
wenn auch wir einmal erkalten,
sind und bleiben wir schon weg.
Komm, du meiner Seele Leben,
du, mein Trost, den Gott mir schenkt!
Komm, du kannst vollauf mir geben
alles, was mein Herz gedenkt.
Weil wir ja dann mit den Jahren
hin zum Tode müssen fahren,
laß es einfach dann geschehen,
wenn wir uns und unsern Namen
in gewünschtem Heiratsrahmen
nur zuvor erstattet sehn.
(Simon Dach, 1638)
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