Ein schönes Gedicht zur Goldhochzeit
Es ist ja nicht nur Geburtstag heute,
weshalb ich mich auch nicht so sonderlich scheute
zu reimen ein bißchen vom Du und vom Wir.
Man feiert ja heut´ Goldne Hochzeit auch hier.
Mit Du mein´ ich freilich jetzt nur meine Frau.
Und das, weil ich uneingeschränkt ihr vertrau´.
Ich hab ja nicht wirklich sehr viel geschrieben,
so g´ rad knapp sechs Seiten, oder auch sieben?
Darum will ich auch gar nicht allzu lang´ zaudern
ganz locker ein bißchen was über sie plaudern.
Ich sprech´ also nicht zu, sondern nur über sie
weil sie meinem Leben viel Schönes verlieh.
Wir war´ n ja recht reif, als unser Schicksal verband sich.
Sie war schließlich schon neunzehn, ich gar zweiundzwanzig.
Ich fasst´ mich auch kurz, knapp und höchst modular
und nannt´ es ergreifend schlicht:
Einmal im Jahr
Einmal im Jahr wird Bilanz gemacht
und über so einiges nachgedacht.
Im Leben geschieht doch so vieles fürwahr.
Man sagt ja, an sich sei es reichlich bizarr.
Mal Harfenmusik, mal Trompet´ und Fanfar´
mal zärtliche Töne, mal Marschmusik gar.
Daß alles das möglich ist, weiß jeder Narr
Nur Hochzeitstag, der ist nur
einmal im Jahr
Wer aufmerksam schaut, seinen Augen vertraut:
Dort sitzt sie, die reizende Jubelbraut.
Ich mein´, nach dem fünfzigsten Ehejahr
geziemt sich´ s wohl für´ n altes Ehepaar
zu schau´ n, was so ist und was sein wird, was war,
was öfters geschah oder
einmal im Jahr.
Wir trafen uns vierundfünfzig spontan.
Doch damit fing´ s eigentlich längst noch nicht an.
Ich denk mal, ich war ihr erst ziemlich egal
ganz sicher nicht sofort der Mann ihrer Wahl.
Doch irgendwann wurd´ ihr dann wohl offenbar:
Der könnt mir gefallen. Schön vorsichtig zwar
und nur zum Versuch, so für
einmal im Jahr
Und was kommen sollt´, kam.
Sie zum Partner mich nahm.
Und auch ich fand sie irgendwie wunderbar,
ich wollt gern sie haben,
auch erstmal für´ n Jahr
Und eines Tag´ s hab ich sie dann auch gefragt.
Und was meint ihr wohl hat sie als Antwort gesagt?
Ich folge dir gerne zum Traualtar,
denn ich bilde mit dir ganz begeistert ein Paar.
Doch auf Dauer; und nicht, wie manch andere zwar,
die das öfters mal machen, teils
einmal im Jahr.
Familie und Kinder, es war ihr sehr wichtig.
Nur Kinder sind erst ne Familie so richtig.
Wir taten, was schön und auch notwendig war
recht häufig, so mindestens
einmal im Jahr
Und dann, der Erfolg dieses Tun´ s war wohl klar,
sie allen zur Freude vier Kinder gebar.
Nicht alle auf einmal, oh nein, Gott bewahr.
Erst zwar ´ne Dublette, ein ganz süßes Paar,
dann aber zwei einzeln und nur
einer im Jahr
Kam sie mal ins wanken? Vielleicht im Gedanken?
Die eh´ liche Treu´ kam sie niemals ins schwanken?
Ob gegen Versuchung immun sie stets war?
Ich bin nicht ganz sicher. Ich glaube es zwar;
doch weiß ich´ s genau? Vielleicht
einmal im Jahr?
Nicht immer war alles so richtig im Lot.
Es gab oft auch ängste und bangende Not.
Egal was uns quälte und manchmal bedroht´,
stand schicksalsbedingt mal die Ampel auf Rot
und gab´ s auch mal existentielle Gefahr;
nie wurde sie mutlos, nicht
einmal im Jahr
Den Haushalt uns führen, Finanzen verwalten,
das ganze Familienleben gestalten.
Sie meisterte alles, auch schwierige Krisen
und ließ sich´ s durch nichts und durch niemand vermiesen.
War sparsam mit Geld, hielt es gut in Verwahr.
Selbst Zinsen gab´ s schließlich nur
einmal im Jahr
Ist nach wie vor rege, voll Schwung und agil.
Will alles noch wissen und davon recht viel.
Meliert ist inzwischen geworden ihr Haupt,
doch niemand hat jemals die Kraft ihr geraubt.
Auf meinem Kopf wurde recht spärlich das Haar.
Zum Friseur kam ich höchstens noch
einmal im Jahr
OOOO
Ab jetzt mag´ s nicht ganz so geheuer euch klingen.
Ja, ich kann schließlich auch Fröhliches singen.
Was jetzt so kommt, nehmt es nicht ernst allzu sehr.
Wie traurig, wenns nicht auch humorig mal wär´.
Denn wenn ich sie höflich um Taschengeld bat
weil jeder auch eigene Wünsche mal hat
- nicht viel und nicht häufig, das war mir ja klar -
dann fragt´ sie ganz keck: Willst ´n Scheck oder bar?
Wenn ich dann versprach, dass ich sorgfältigst spar
und nicht allzuviel mit dem Auto rumfahr´,
bekam ichs, ganz großzügig
einmal im Jahr
Die Körperpflege am Herzen ihr lag
und das wohl aus gutem Grund ohne Frag´,
weil Sauberkeit höchstes Gebot ihr ist.
Na ja, bei mir hat sie´ s wohl öfters vermißt.
Obwohl das weiß Gott noch nicht notwendig war
und ich auch nicht wollte; sie forderte klar,
gebadet wird mindestens
einmal im Jahr
Was hab´ ich denn eigentlich schlimmes verbrochen?
Sie erzählt allen Leuten, ich könne nicht kochen.
Dabei bin ich Meister am heimischen Herd,
sofern sie mir da nur den Zutritt gewährt.
Jüngst war ich allein und da sagte ich mir,
ja heut´ muss es sein, heute gönnst du es dir.
Ich nahm mir ein Ei, zack, hinein in die Pfanne
ein halbes Pfund Butter, reichlich öl aus der Kanne.
Mit Absicht nahm ich nur ein halbes Pfund
denn allzu viel Fett ist halt ungesund
und außerdem macht es dick und rund
und auch einen unschönen Fettrand am Mund.
Mit Pfeffer und Salz alles kräftig gewürzt
- die Brat-Wartezeit am Computer verkürzt -
Was da so verbrannt riecht? ja du liebe Zeit
ich bin doch nicht ständig und immer bereit.
Der Rauchmelder kreischt, der Dunstabzug faucht,
die Herdplatte glüht, die Küche verraucht.
Schnell runter vom Herd, in den Eimer gekippt
mit Wasser gefüllt, paarmal untergedippt.
Soll´ s dort wohl verbleiben, so fragt sich der Reimer?
Dies Ei ist nicht wirklich schon total im Eimer.
Also gleich wieder raus schwuppdiwupp, eins, zwei und drei
schon fertig das wässrige Schwarz-Spiegelei.
Der Zeiger ist grad mal ne Stunde gekrochen,
am dritten Tag hat man´ s auch kaum noch gerochen.
Und doch sagt die Frau, ich könne nicht kochen.
Und ich koch doch voll Leidenschaft gerne sogar,
wenn sie mich nur ließe,
nur einmal im Jahr
Sie singt gern´, ist viel mit den Freunden zugange.
Diskutiert engagiert und wenn möglich, recht lange.
Bewegt kann sie sein, wie der Tanz goldner Sterne.
Ich tanzt´ mit ihr oft und sie tanzte so gerne
beschwingt nach den Walzern von Strauß und Lehar.
Erst häufig, dann seltner, dann
einmal im Jahr
Sie nimmt alles wahr mit offenen Sinnen,
ist äußere Jugend auch teilweis´ von hinnen.
Für mich ist sie heute noch schön wie ein Star,
gibt an wie ein Pfau und ist stolz wie der Zar
na ja, eher selten, aber
einmal im Jahr
Ist mutig, kann kämpfen, zäh wie ein Barbar,
wie einst auf dem Mustang der wilde Tatar,
wie der Held von Damaskus, jener Abu Andar.
So schlau wie ein Händler im Türken-Basar,
und weise wie´ n Magier aus Sansibar.
so hilfreich, wenn ich sie mit dem Auto rumfahr´ ,
robust wie der Rausschmeißer vor einer Bar,
eloquent wie der Portier im Hotel Miramar.
Nach Bedarf mal elastisch oder auch mal ganz starr.
Und wenn nötig, auch öfter als
einmal im Jahr
Und einmal, das muss ich euch auch noch kurz sagen,
da hat sie´ s gewagt, ja, sie hat mich geschlagen.
Ich weiß, es klingt fast unglaublich, so wie eine Mär
doch muss ich´ s gestehen, fällt´ s mir auch recht schwer.
Wie das wohl so sein kann? Hört einfach mal her
wenn ich es erkläre, staunt auch ihr nicht mehr:
Wir saßen mal so ganz gemütlich beim Schach.
sie scheinbar schläfrig, ich ganz helle wach.
Ich ziehe den Läufer, ihr Springer setzt nach,
ich opf´ re den Bauern, mir wird gleich ganz schwach.
Und dann seh´ ich was kommt und mir wird Ach und weh
Denn sie freut wie ein Kind sich, sagt fröhlich Gardè
Sie zielt auf die Dame, ich krieg einen Schreck,
der Turm rammt die Dame und die Dame ist weg.
Sie schaut ganz verschmitzt und ist plötzlich hellwach,
ich sehe, ich steh mit dem König im Schach.
Ich peile die Lage und bin total platt,
sie hat mich geschlagen und ich bin schachmatt.
Und dann schaut sie mich an und sie lächelt sogar,
ich schlag´ dich doch allenfalls
einmal im Jahr.
Doch einmal, ich kann´ s ja bis heut´ noch nicht fassen,
da hat diese Frau mich doch wirklich verlassen.
Macht kehrt und verlässt festen Schrittes das Haus:
Du hältst es ganz sicher auch ohne mich aus.
Und dann - in der Stimme ein ganz leichtes Beben -
ich müsse jetzt eben auch ohne sie leben.
Ich hört´ es voll Kummer, jetzt macht sie es wahr
und ich seh´ sie in Zukunft nur
einmal im Jahr
Als dann die Verzweiflung mich hat übermannt,
bin ich ihr schleunigst noch nachgerannt.
Doch von weitem noch rief sie, es wär´ doch recht schön,
ganz allein ohne mich mal zum Aldi zu geh´ n.
Und ohne, dass ich sie erst lange drum bitt´
brächt sie mir als Trost einen Whisky noch mit.
Denn sie kam nach ´ner Stunde friedfertigst zurück.
Sagt selbst, Menschenskinder, hab ich nicht ein Glück?
Zur Beschreibung fehlt mir zwar das Vokabular,
denn sie macht´ s seit dem oft, nicht nur
einmal im Jahr
Jetzt wirds wieder ernst und der Spaß ist vorbei.
Zu Ende die lustige Rumfrotzelei.
Als Resümee ist eigentlich nur noch verblieben:
Fast alle andern sie auch werden lieben.
Fast alle? Ja! Nie war ich überzeugter so ganz.
Ich meine jetzt den mit dem Teufelsschwanz,
den listigen Ungeist der bösen Gedanken.
Den weist sie mit Nachdruck in seine Schranken.
Der liebt sie kein bißchen, kann gar nicht sie leiden,
d´ rum wird er sie ganz sicher weiterhin meiden.
Rauft er sich vor Zorn auch sein borstiges Haar,
sie wird nicht ihn erhören, nicht
einmal im Jahr.
So ist sie: Geliebte und Gattin und Muse.
Mein Mädchen Margretchen, mit dem ich heut noch gern schmuse.
Philosophisch und tiefgründig forschender Geist
Das Leben sei Liebe, ihr Wahlspruch auch heißt.
Als Mutter und Oma ein Muster sogar.
Der Mittelpunkt ihrer Familien-Schar.
Das beste Wort, das ich je sagte, war
mein entschiedenes Ja damals vor dem Altar.
All´ meine Liebe gilt ihr.
Sie ist wunderbar.
Dachtet ihr wohl, jetzt käm´ wieder dies einmal im Jahr?
Da irrt ihr, oh Freunde, ihr irrt Euch fürwahr.
(Gesang zur Gitarre)
Denn ich lieb´ sie schon lange, seit sie siebzehn g´rad war´.
Und ich durfte sie lieben so viele Jahr.
Und ich lieb´ sie mit siebzig, wie es immer schon war.
Denn ihr Herz ist aus Gold, glänzt auch silbern ihr Haar,
Ich werd´ ewig sie lieben immerdar.
(eingesendet und geschrieben von Juergen M.)
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