(
Eine Weihnachtsgeschichte)
Ich stand eines Abends am Küchenfenster und schaute auf die Straße.
Es dämmerte und nur der Wind versuchte die feine Schicht
Schnee in kleinen winzigen Lawinen vor sich herzutreiben.
Der Wasserkocher summte und ich lauschte den schönen
Melodien eines Weihnachtsliedes aus der Stube. Die Tür
hatte ich einen Spalt offen gelassen.
Ganz plötzlich sah ich wieder ein Bild vor mir: den
Weihnachtsmarkt zu dieser vergangenen Zeit, ein Verkaufstand
neben den Anderen, von Menschentrauben dicht umlagert.
Laute Weihnachtsmusik und der schwere Geruch von Brathähnchen,
Bouletten, Glühwein umhüllten die schlendernden
Besucher.
Ganze Familien, einige Besucher auch allein! Ich biss ein
letztes mal von der Bratwurst ab, die ich mir an einen Stand
gekauft hatte und ich beschloss zu gehen.
Da fiel mein Blick auf einen großen Tisch - Kristallwaren
wurden hier angeboten. Eine junge Frau hielt eine fein gemusterte
Schale in der Hand und betrachtete diese verzückt.
Es war als beginne die Schale leis zu leuchten, in den warmen
Handflächen der jungen Frau.
An ihrem Arm baumelten von Bändern gehalten, ein paar
Kinderhandschuhe.
Na nu, dachte ich. Sah aber dann weiter rechts ein kleines
Holzhäuschen, behangen mit bunt gesprenkelten Lebkuchen.
Ein etwa fünfjähriges Mädchen stand davor
und hielt ein großes Lebkuchenherz in ihren Händen.
Die Kleine schaute gebannt auf die andere Seite des Ganges.
Hinter einen Tisch saß ein älterer Mann auf einen
Hocker.
Ein dunkelroter Mantel lag um seinen Schultern. Auf den
Kopf trug er eine Strickmütze, in der Farbe des Mantels,
mit einem breiten weißen Band in Stirnhöhe.
Neben ihm stand ein Knabe, die blonden Haare fielen tief
auf seine Schulter und seine Hände rieb er fröstelnd
aneinander. Später erfuhr ich der Junge war mit seinem
Opa da, wohl in der Absicht sein Taschengeld aufzubessern.
Unzählige Sterne geflochten aus Stroh, durchzogen mit
farbigen Bändern, lagen auf der dunkelblauen Tischdecke.
Wie ein kleiner Himmel!
Der ältere Mann erinnerte mich noch an Zeiten, in denen
ein Vater verkleidet als Weihnachtsmann, von Tür zu
Tür ging und die kleinen Kinder mit Sack und Rute überraschte.
Ob das kleine Mädchen nun in diesem Moment an dieWeihnachtsgeschichte'
dachte, erzählt von ihren Eltern weis ich nicht. Sie
stemmte mit einer Hand das Herz an ihren Körper und
brach ein großes Stück davon ab. Mit ein paar
Sprüngen überquerte sie den Gang, und hielt den
verblüfften Jungen dieses Stück vor seiner Brust.
Dieser zögerte erst, aber dann nach einem Blick in
ihren großen blauen Augen, nahm er es lächelnd.
Ein wenig bewegten sich seine Lippen, dies sah aber die
Kleine nicht mehr, denn Sie wandte sich plötzlich ab
und lief zu ihrer Mutter. Es war die junge Frau die immer
noch verzückt die zerbrechlichen, feinen, funkelnden
Kostbarkeiten besah. Ein paar Besucher waren stehen geblieben,
wohl wie ich Zeugen vom Verhalten der Kleinen. Ihre Mutter
beugte sich etwas herab und lauschte den schnellen Worten
ihrer Tochter.
"Mutti der Knabe... , Christkind...", ich verstand
nicht alles was sie sprudelnd erzählte und schob mich
näher heran. Dann erwiderte ihre Mutter etwas, was
mich bewog, diese kleine Begebenheit aufzuschreiben.
"Ach meine Kleine bleibe nur wie du bist, weißt du, ein
Teil des Herzens auch immer ein Teil Liebe ist." Als
ich den Markt verließ, wandte ich mich noch einmal um.
Wie eine goldene Ähre stach der helle Schein des Weihnachtsmarktes
in den dunkel werdenden Himmel. Es war als wolle der helle
Schein etwas verkünden, empfangen!
Nun ihr kleinen oder großen Leser dieser Geschichte
- wie viele Liebe und Hoffnung liegen in dieser Begebenheit.
Allen
ein gesundes Frohes Fest!
(Reinhard Blohm - Brettin 2001)
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