Frühlingsfreuden
Geschrieben im Auftrag eines Sehbehinderten
Hohe, tausend Jahre alte Berge, umschließen stolz ein
Tal in seiner Pracht.
Angeschmiegt am sanften Hange, ein Haus, voller Blumen, ein
paar Zwerge,
Ach' meiner, der Gefährten müden Füße,
so willkommene Herberge.
So komme Morpheus, du Gott der Träume, schenk' mir eine
gute Nacht.
Ich gehe noch sehr zögernd, die Wege unterm Hang, sie sind
so schmal,
frischer Wind weht von den hohen Bergen, mein Herz wird weit
und warm.
Der Lenzes zarte Blumen, betörend' Duft der rosaweißen
Apfelblüte,
Weißer Stock, du mein täglich Gefährte, nehme
ich jetzt unterm Arm.
Schon in des Märzes ersten sonnig Tagen, verweilt' ich hier so
manches Mal;
Schneeglöckchen, erste Frühlingsboten, ihr leises
Läuten ich vernahm.
Ihre Farben, wollt meine Hand ertasten, wie kühl die eine,
die andere warm;
wie beglückend, diese im Wandern schöne Tage, im Osttiroler
Frühlingstal!
Ihr Freuden, wie vermiss' ich jetzt den duftgeschwängert
Frühlingswind;
der Zug, dröhnend Kreischen, wie schmerzhaft in meinen
hellen Ohren.
Eine hilfreich Hand ich leise spüre - fühl' mich nicht
mehr so verloren,
bin ich auch seit weit vergangen Kindheitstagen, auf meinen
Augen blind!
(Reinhard Blohm - Brettin 2006)
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