Lyrik und Poesie
Frühlingsgedichte Frühlingsgedichte - Gelbes Rapsfeld

Frühlingsgedichte - Gedichte zum Frühling

Der Frühling ist eine wunderbare Jahreszeit. Die ganze Welt wird lebendig. Die Kälte ist Vergangenheit. Die Luft ist mit dem Duft von satten Grün gefüllt. Die Natur, die so langweilig und kalt erschien, lebt wieder auf. Sie erwacht. Der neue Lebenszyklus ist gestartet. Der Frühling gibt uns Hoffnung auf Verjüngung in unserem eigenen Leben. Es ist eine Zeit der Lebensfreude, die im Inneren wohnt und erwacht. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass besonders in dieser Zeit wunderschöne und zum Teil auch romantische Frühlingsgedichte geschrieben wurden. Zu diesem jahreszeitlichen Flair finden Sie hier wunderschöne Frühlingsgedichte zur freien Auswahl.

Rapsfeld


Frühling
(Copyright by Ludwig Strunz)


Ganz leise wollen sie sich zeigen
Die Blumen aus der Erde
Denn jetzt beginnt der Blüten Reigen
Auf dass die Welt noch schöner werde.

Der Frühling kommt man merkt es überall
Die Luft wird warm und schwüle
Und bald fällt über uns ein Schwall
Voll lieblicher Gefühle.

Wir wachen auf und seh’n uns um
Wie wird die Welt sich zeigen?
So wunderschön ist um uns rum
Ein bunter Blumenreigen.

Und in uns schließt sich auf das Herz
Voll süßer Emotionen
Der Winter mit dem kalten Schmerz
Vorbei - lass Wärme in uns wohnen.


Frühlingsträume
(©Anita Menger 2010)


Weit zieht der Winter sich zurück,
es grünen Busch und Bäume.
Das Lied der Nachtigall heißt Glück
im Glanz der Frühlingsträume.

Natur uns schon erahnen lässt
was wir bald nicht mehr missen
und weisend auf das Osterfest
blüh´n leuchtendgelb Narzissen.

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Frühlingsnacht
(Joseph von Eichendorff)


Übern Garten durch die Lüfte
Hört ich Wandervögel ziehn,
Das bedeutet Frühlingsdüfte,
Unten fängt's schon an zu blühn.

Jauchzen möcht ich, möchte weinen,
Ist mir's doch, als könnt's nicht sein!
Alte Wunder wieder scheinen
Mit dem Mondesglanz herein.

Und der Mond, die Sterne sagen's,
Und in Träumen rauscht's der Hain,
Und die Nachtigallen schlagen's:
Sie ist Deine, sie ist dein!

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Unnennbare Tage
(Eduard Mörike)


Hier lieg' ich auf dem Frühlingshügel,
die Wolke wird mein Flügel,
ein Vogel fliegt mir voraus.
Ach, sag' mir, alleinzige Liebe,
wo du bleibst, dass ich bei dir bliebe!
Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.

Die Wolke seh ich wandeln und den Fluss,
es dringt der Sonne goldner Kuss
mit tief bis ins Geblüt hinein;
die Augen, wunderbar berauschet,
tun, als schliefen sie ein,
nur noch das Ohr der Biene lauschet.

Ich denke dies und denke das,
ich sehne mich und weiß nicht recht, nach was.
Halb ist es Lust, halb ist es Klage;
mein Herz, o sage,
was webst du für Erinnerung
in golden grüner Zweige Dämmerung?
Alte, unnennbare Tage!

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Er ist endlich da..
(Copyright by Hans Josef Rommerskirchen)


Sieh nur wie schön die Blumen blühn,
sieh der Sonne erste strahlen,
sieh auf der Wiese satt und grün,
zwei Vöglein sich im Grase aalen.

Ein Schmetterling so herrlich bunt,
voll Freude durch die Lüfte flattert,
so tut er seiner Freude kund,
ein Entenpaar gar fröhlich schnattert.

Und ringsherum ein Blütenmeer,
als ob der schönste Tag heute wär,
es Singen,die Vögel, von Fern und nah,
der Frühling,der Frühling er ist endlich da


Nun will der Lenz uns grüßen
(Volkslied, 1210 - 1240)


Nun will der Lenz uns grüßen,
von Mittag weht es lau;
aus allen Wiesen sprießen
die Blumen rot und blau.
Draus wob die braune Heide
sich ein Gewand gar fein
und lädt im Festtagskleide
zum Marientanze ein.

Waldvöglein Lieder singen,
wie ihr sie nur begehrt;
drum auf zum frohen Springen,
die Reis' ist Goldes wert.
hei, unter grünen Linden,
da leuchten weiße Kleid'!
heija, nun hat uns Kinden
ein End all Wintersleid.

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Frühling
(Copyright by Gisela Feichtinger)


Schon sprießen die ersten Knospen hervor
Der Bach ist vom Eis befreit
Der Baum, der im Herbst die Blätter verlor
Leuchtet im zarten Grün von weit.

Die Sonne strahlt heller denn je
Erwacht ist der letzte Schläfer
Vorbei ist die Zeit von Kälte und Schnee
Auf Schneeglöckchen krabbelt der erste Käfer.

Der Kreislauf des Lebens beginnt nun von neu
Was kann es denn Schöneres geben
Alles verändert sich seiner Bestimmung getreu
Die Natur erwacht zu neuem Leben.


Die Hummel oder Gestörte Einsamkeit
(Copyright by Ludwig Strunz)


Allein im Freien sitzt du still
Und lauschest der Natur
Du willst gern hören, was sie will
Dir sagen, und das bei Sonne pur.

Und plötzlich hörst du ein Gebrummel
Es fliegt ganz dicht an dir vorbei
Es ist die große, schwarze Hummel
Sie sucht nur Nektar, eins zwei drei.

Sie stört dich kaum mit dem Gebrumm
Wenn du genießest die Natur
Nur einmal fliegt sie um dich rum
Fort ist sie ohne jede Spur.

Sie setzt sich auf das bunte Blatt
Ganz dicht vor dir, du kannst sie sehn
Sie saugt den Nektar - nun ist sie satt
Und wird nach Hause wieder gehn.

Und du kannst weiter nun genießen
Die Ruhe bei warmen Sonnenschein
Lass deine Gedanken wandern und sprießen
Du bist erneut für dich allein.


Frühlingserwachen
(©Anita Menger 2009)


Häuser steh´n im Rampenlicht
Schattenbilder zieren Straßen
Frühlingssonne wärmt noch nicht
In der Luft ein kühles Blasen

Kahles Filigrangeäst
Vogelnester in den Zweigen
Wartend auf das Blütenfest
Sich die ersten Knospen zeigen.

Drohend ziehen Wolken auf
Löschen aus die Schattenbilder
Setze an zum Dauerlauf
Hoffe morgen wird es milder.

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Februar - März
(Reinhard Blohm - Brettin 2005)


Februar, vereinzelt weiße Flecken
liegen einsam auf Weg und Land.
Der Schnee des Winters Weggenossen;
zögernd, verlässt er Feld und Land.

Dunkel, grau die weiten Straßen
nur so kurz der Sonne helles Licht,
es ist als wollt die Seele blicken
in ihr eigen, müdes Angesicht.

Doch dann schwebt die wilde Taube
auf den Ästen, leicht und wunderbar;
Maiglöckchen, so duftend, sie verkündet -
Frühling, so ersehnet, bald wird er wahr!

Und ihr Lieben, in euren Herzen,
wohnet Leid, doch auch das Glück;
habt Hoffnung, nur nicht verzagen,
Mut und Liebe - alles kehrt zurück!

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Hallo Frühling!
(Heiner Hessel)


Hallo Frühling, kommst du bald?
Der Winter war so lang und kalt.
Ich sehne mich nach schönem Grün
und Blumen, die im Felde blüh\'n.
Schneeglöckchen aus der Erde schaut,
der letzte Schnee ist weggetaut.
Wenn Weidekätzchen Knospen treiben,
dann wirst du sicher bei uns bleiben.
Und wenn die Vög\'lein wieder singen
wird auch mein Herz vor Freude springen.
Der dicke Pelz hängt nun im Schrank,
nun wird es wärmer Gott sei Dank.
Verschlossen sind die Wintersachen,
die Kinder singen und sie lachen.
Auch meine Seele taut nun auf;
komm, Frühling komm, ich freu\' mich drauf!


Alle Birken in Moor und Heid'
(Hermann Löns)


Alle Birken in Moor und Heid';
jeder Brambusch leuchtet wie Gold.
Alle Heidlerchen jubeln vor Fröhlichkeit;
jeder Birkhahn kollert und tollt.

Meine Augen gehen wohl hin, wohl her
auf dem schwarzen, weißflockigen Moor,
auf den braunen, grün schimmernden Heidemeer
und steigen zum Himmel empor.

Zum Blauhimmel hin, wo ein Wölklein zieht,
wie ein Wollgrasflöckchen, so leicht;
und mein Herz, es singt ein leises Lied,
das auf zum Himmel steigt.

Ein leises Lied, ein stilles Lied,
ein Lied, so fein und so lind,
wie ein Wölklein, das über die Bläue zieht,
wie ein Wollgrasflöckchen im Wind.

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Frühlingsklage
(Joseph Freiherr von Eichendorff)


Ach, was frommt das Wehen, Sprossen
in der schönen Frühlingszeit:
Ist des Liebes Born verschlossen
und der Seele Freudigkeit.
Die erste Blüte bringt den Sprossen
und den Frühling in die Zeit.

Gib den alten Frieden wieder,
in der Brust den Sonnenschein.
Gib die Laute mir und Lieder,
dann laß blühen oder schnein.
Selbst weck ich den Lenz mir wieder,
sollt es auch der letzte sein!

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Hörst du den Wind
(©Anita Menger 2009)


Hörst du den Wind - ganz leise
singt er des Frühlings Weise
und treibt den Winter aus.
In den noch kahlen Zweigen,
die sich bald knospend zeigen,
baut Amsel sich ihr Haus.

Geschmolzen sind die Flöckchen,
es läuten weiße Glöckchen
nun sanft den Frühling ein.
Sieh nur die Schmetterlinge -
sie tanzen guter Dinge
im Frühlingssonnenschein.

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Die Kinder
(Theodor Storm)


Die Kinder haben die Veilchen gepflückt,
all, all, die da blühten am Mühlengraben.
Der Lenz ist da; sie wollen ihn fest
in ihren kleinen Fäusten haben.

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Auf dem See
(Johann Wolfgang von Goethe)


Und frische Nahrung, neues Blut
Saug ich aus freier Welt;
Wie ist Natur so hold und gut,
Die mich am Busen hält!

Die Welle wieget unsern Kahn
Im Rudertakt hinauf,
Und Berge, wolkig himmelan,
Begegnen unserm Lauf.

Aug, mein Aug, was sinkst du nieder?
Goldne Träume, kommt ihr wieder?
Weg, du Traum! so gold du bist;
Hier auch Lieb und Leben ist.

Auf der Welle blinken
Tausend schwebende Sterne,
Weiche Nebel trinken
Rings die türmende Ferne;

Morgenwind umflügelt
Die beschattete Bucht,
Und im See bespiegelt
Sich die reifende Frucht.

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Entschluss
(Joseph von Eichendorff)


Nun schien der Lenz nicht gekommen,
es lag noch so stumm die Welt;
da hab den Stab ich genommen,
zu pilgern ins weite Feld.

Und will auch kein Lerch' sich schwingen
Du breite die Flügel, mein Herz;
lass hell und fröhlich uns singen
zum Himmel aus allem Schmerz!

Da schauen im Tale erschrocken
die Wanderer rings in die Luft;
mein Liebchen schüttelt die Locken,
sie weiß es wohl, wer sie ruft.

Und wie sie noch steh'n und lauschen,
da blitzt es schon fern und nah;
all' Wälder und Quellen rauschen
und Frühling ist wieder da!

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Frühlingslied
(Ludwig Hölty, 1748 - 1776)


Die Luft ist blau, das Tal ist grün,
die kleinen Maienglocken blühn
und Schlüsselblumen drunter;
der Wiesengrund ist schon so bunt
und malt sich täglich bunter.

Drum komme, wem der Mai gefällt
und freue sich der schönen Welt
und Gottes Vatergüte,
die diese Pracht hervorgebracht,
den Baum und seine Blüte.


Frühling
(Theodor Fontane)


Nun ist er endlich kommen doch
in grünem Knospenschuh;
Er kam, er kam ja immer noch,
die Bäume nicken sich's zu.

Sie konnten ihn all erwarten kaum,
nun treiben sie Schuss auf Schuss;
im Garten der alte Apfelbaum,
er sträubt sich, aber er muss.

Wohl zögert auch das alte Herz
und atmet noch nicht frei;
es bangt und sorgt: Es ist erst März,
und März ist noch nicht Mai.

O schüttle ab den schweren Traum
und die lange Winterruh:
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du.

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Frühlingsfeier
(Ludwig Uhland, 1787 bis 1862)


Süßer, goldner Frühlingstag!
Inniges Entzücken!
Wenn mir je ein Lied gelang,
sollt es heut nicht glücken?

Doch warum in dieser Zeit
an die Arbeit treten?
Frühling ist ein hohes Fest;
laßt mich ruhn und beten!

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Frühling übers Jahr
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749 - 1832)


Das Beet, schon lockert
Sichs in die Höh,
Da wanken Glöckchen
So weiß wie Schnee;
Safran entfaltet
Gewaltge Glut,
Smaragden keimt es
Und keimt wie Blut.
Primeln stolzieren
So naseweis,
Schalkhafte Veilchen,
Versteckt mit Fleiß;
Was such noch alles
Da regt und webt,
Genug, der Frühling,
Er wirkt und lebt.

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Februar
(Theodor Storm)


Im Winde wehn die Lindenzweige,
von roten Knospen übersäumt.
Die Wiegen sind's, worin der Frühling
die schlimme Winterzeit verträumt.

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Lob des Frühlings
(Ludwig Uhland, 1787-1847)


Saatengrün, Veilchenduft,
Lerchenwirbel, Amselschlag,
Sonnenregen, linde Luft!

Wenn ich solche Worte singe,
braucht es dann noch große Dinge,
Dich zu preisen, Frühlingstag!

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Die schönste Zeit
(Annette von Droste-Hülshoff)


Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?
Da grünt und blüht es weit und breit
im goldenen Sonnenschein.

Am Berghang schmilzt der letzte Schnee,
das Bächlein rauscht zu Tal.
Es grünt die Saat, es blinkt der See
im Frühlingssonnenstrahl.

Die Lerchen singen überall,
die Amsel schlägt im Wald!
Nun kommt die liebe Nachtigall
und auch der Kuckuck bald.

Nun jauchzet alles weit und breit,
da stimmen froh wir ein:
Der Frühling ist die schönste Zeit!
Was kann wohl schöner sein?

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Der Frühling
(Friedrich Hölderlin)


Die Sonne glänzt, es blühen die Gefilde,
die Tage kommen blütenreich und milde.
Der Abend blüht hinzu und helle Tage gehen
vom Himmel abwärts, wo die Tag' entstehen.

Das Jahr erscheint mit seinen Zeiten
wie eine Pracht, wo sich Feste verbreiten:
Der Menschen Tätigkeit beginnt mit neuen Ziele,
so sind die Zeichen in der Welt, der Wunder viele.


Leberblümchen
(Reinhard Blohm - Brettin 2008)


Ein kleines Blümlein tief im Walde steht bebend und frierend im Morgenlicht;
"Oh komm, Du helle strahlende Sonne, nimm den kalten Tau von meinem Angesicht."

Und sieh die Sonne hat Erbarmen, warme Hände teilen der Zweige Gewirr.
"Wie schön", das Blümlein im blauen Kleide, "ich, ja, ich danke Dir dafür."

Ein kleines Blümlein tief im Walde, das kleine Herz so sorgenschwer;
warum nur bin ich so alleine - eine Gespielin wünsch ich mir so sehr.

So such doch, wispern die schon knospend wiegend Zweige,
ach such, denn gar so schnell geht dieser Tag zu Neige.

Ein kleines Blümlein tief im Walde, steht in einem blauen Blütenmeer,
Liebe, viele duftend' Hände, nun komm du Frühling, ich liebe Dich so sehr!

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Im hohen Gras
(Joseph von Eichendorff)


Im hohen Gras der Knabe schlief,
da hört er's unten singen;
es war, als ob die Liebste rief,
das Herz wollt ihm zerspringen.

Und über ihm ein Netze wirrt
der Blumen leises Schwanken,
durch das die Seele schmachtend irrt
in lieblichen Gedanken.

So süße Zauberei ist los,
und wunderbare Lieder
geh'n durch der Erde Frühlingsschoß,
die lassen ihn nicht wieder.

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Frühlingsgedränge
(Nikolaus Lenau, 1802-1850)


Frühlingskinder im bunten Gedränge,
Flatternde Blüthen, duftende Hauche,
Schmachtende, jubelnde Liebesgesänge
Stürzen an's Herz mir aus jedem Strauche.

Frühlingskinder mein Herz umschwärmen,
Flüstern hinein mit schmeichelnden Worten,
Rufen hinein mit trunkenem Lärmen,
Rütteln an längst verschlossenen Pforten.

Frühlingskinder, mein Herz umringend,
Was doch sucht ihr darin so dringend?
Hab' ich's verraten euch jüngst im Traume,
Schlummernd unter dem Blütenbaume?

Brachten euch Morgenwinde die Sage,
Dass ich im Herzen eingeschlossen
Euren lieblichen Spielgenossen,
Heimlich und selig - ihr Bildnis trage?


Neuer Frühling
(Heinrich Heine)


Unterm weißen Baume sitzend,
Hörst du fern die Winde schrillen,
Siehst, wie oben stumme Wolken
Sich in Nebeldecken hüllen;

Siehst, wie unten ausgestorben
Wald und Flur, wie kahl geschoren;
Um dich Winter, in dir Winter,
Und dein Herz ist eingefroren.

Plötzlich fallen auf dich nieder
Weiße Flocken, und verdrossen
Meinst du schon, mit Schneegestöber
Hab der Baum dich übergossen.

Doch es ist kein Schneegestöber,
Merkst es bald mit freudgem Schrecken;
Duftge Frühlingsblüten sind es,
Die dich necken und bedecken.

Welch ein schauersüßer Zauber!
Winter wandelt sich in Maie,
Schnee verwandelt sich in Blüten,
Und dein Herz es liebt aufs neue.

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Dein Lied
(Clemens Brentano, 1778-1842)


Dein Lied erklang, ich habe es gehöret
Wie durch die Rosen es zum Monde zog.
Den Schmetterling, der bunt im Frühling flog
Hast du zur frommen Biene bekehret.
Zur Rose ist mein Drang
seit nur dein Lied erklang.

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Frühling
(Heinrich Heine)


Die blauen Frühlingsaugen
Schaun aus dem Gras hervor;
Das sind die lieben Veilchen,
Die ich zum Strauß erkor.

Ich pflücke sie und denke,
Und die Gedanken all,
Die mir im Herzen seufzen,
Singt laut die Nachtigall.

Ja, was ich denke, singt sie
Lautschmetternd, daß es schallt;
Mein zärtliches Geheimnis
Weiß schon der ganze Wald.

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Frühlingserwachen
(Copyright by Heiner Hessel)


Der Frühlingsanfang im Kalender steht im März,
doch ihm entgegen steht mit Frost noch der April.
Mit Sehnsucht nach den Blüten strebt mein Herz,
nur der April der macht doch was er will.

Noch stürmt es und der Regen fällt
auf Feld und Wiesen – und zuweilen Schnee,
so manches Blümlein mutig sich entgegen stellt,
streckt strahlend stolz sein Köpfchen in die Höh‘.

Ganz langsam treiben Knospen aus den Zweigen,
Krokusse übersäen schon die Wiesen,
Primelchen tanzen froh in buntem Reigen
derweil Forsythien in hellem Gold schon sprießen.

Die Vögel singen lautstark ihre Lieder
schon früh am Morgen wenn die Sonne lacht.
Und dem April ist es dann doch zuwider,
in Anbetracht solch wundervoller Pracht.


Eine einsame Rose
(Christian Morgenstern)


Eine einsame Rose in müder Hand -
Und niemand, dem ich sie schenken kann...
In dessen züchtigen Busengewand
Ich ihr glühendes Rot versenken kann ...
Daß freundlich bei dem duftigen Pfand
Sein Herzchen meiner gedenken kann ...
Eine einsame Rose in müder Hand -
Und niemand, dem ich sie schenken kann...

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Frühling läßt sein blaues Band
(Eduard Mörike)


Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!

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Des Sommers letzte Rose
(Thomas Moore, 1779 - 1852)


Des Sommers letzte Rose
Blüht hier noch, einsam, rot.
All ihre schönen Schwestern
Sind schon verwelkt und tot!
Nicht Freunde stehen bei ihr,
Kein junger Rosenstrauch,
Zu frohem Widerglühen,
Zu tauschen Hauch um Hauch.
Will dich nicht welken lassen,
Dich, die ich einsam fand;
O sei zu deinen Schwestern
In ewigen Schlaf gesandt!
Ich streue deine Blätter
So gerne auf die Gruft,
Wo deine Lieben welkend
Nun liegen ohne Duft!

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Komm, lieber Mai
Overbeck, Christian Adolph (1775-1821)


Komm, lieber Mai, und mache
die Bäume wieder grün
und laß mir an dem Bache
die kleinen Veilchen blühn.
Wie möcht ich doch so gerne
ein Veilchen wieder sehen,
ach, lieber Mai, wie gerne
einmal spazierengehn!

Zwar Wintertage haben
wohl auch der Freuden viel,
man kann im Schnee frisch traben
und treibt manch Abendspiel;
baut Häuserchen von Karten,
spielt Blindekuh und Pfand,
auch gibt´s wohl Schlittenfahrten
aufs liebe, freie Land.

Doch wenn die Vöglein singen
Und wir dann froh und flinn
Auf grünem Rasen springen
Das ist ein ander' Ding
D'rum komm und bring vor Allem
uns viele Veilchen mit
Bring auch viel Nachtigallen
Und viele Kuckucks Lied.


Liebes Veilchen
( Christian Adolph Overbeck, 1775-1821)


Blühe, liebes Veilchen,
Das ich selbst erzog,
Blühe noch ein Weilchen,
Werde schöner noch!
Weißt du was ich denke?
Lotten zum Geschenke
Pflück ich nächstens dich.
Blümchen, freue dich!
Lotte, mußt du wissen,
Ist mein liebes Kind!
Sollt' ich Lotte missen,
Weinte ich mich blind!
Lotte hat vor allen
Kindern mir gefallen,
Die ich je gesehen,
Das muß ich gestehen.

Solch ein schmuckes Mädchen
Gibt es weiter nicht!
Zwar hat Nachbars Gretchen
Auch ein hübsch Gesicht!
Doch muß ich's nur sagen,
Würde man mich fragen:
Möcht`st du Gretchen frein?
Sicher sag ich: Nein!

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Ein Lied geht um die Welt
(I. Kunath)


Ein Lied geht um die Welt,
ein kleines leises Lied;
es ist ein Frühlingslied
grad wie es mir gefällt.
Es spricht sehr klare Worte,
doch drängt es sich nicht auf,
es zieht durch alle Orte
bis auf den Berg hinauf.
Dort klingt es in die Ferne,
durchdringet jedes Herz,
es klingt bis an die Sterne,
verweht den Winterschmerz.


Frühling
(Heinrich Seidel, 1842-1906)


Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell?
Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell?
Und als ich so fragte, da murmelt der Bach:
"Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!"
Was knospet, was keimet, was duftet so lind?
Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind?
Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain:
"Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!"
Was klingelt, was klaget, was flötet so klar?

Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug:
"Der Frühling, der Frühling!" - da wusst' ich genug!


Wenn der Frühling kommt
(Volkslied)


Wenn der Frühling kommt,
Von den Bergen schaut,
Wenn der Schnee im Tal
Und von den Hügeln taut,
Wenn die Finken schlagen
Und zu Neste tragen,
Dann beginnt die liebe, goldne Zeit

Wenn der Weichselbaum
Duft'ge Blüten schneit,
Wenn die Störche kommen
Und der Kuckuck schreit,
Wenn die Bächlein quellen
Und die Knospen schwellen,
Dann beginnt die liebe, goldne Zeit


Neuer Frühling
(Theodor Storm - Sonett)


Der liebe Frühling kommt mit hellem Klange
Und streuet seinen Schmelz auf Hain und Triften;
Viel tausend Vögel wiegen sich in Lüften
Und feiern ihn mit lautem Freudensange. -

Auch du, mein Herz, ihn freundlich zu empfangen,
Aus starrer Trauer mußt du dich erheben!
Was willst du noch der alten Liebe leben,
Da rings umher nur frische Rosen prangen.

Und konnt im Lenz die alte Lieb verglühen,
So mag die Trauer mit dem Winter schwinden;
Im neuen Lenz wird neue Lieb erblühen.

Es sind ja Blumen noch genug zu finden,
Der ganzen Flur ist neuer Schmuck verliehen!
Drum will auch ich aufs neu mir Kränze winden!

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Es grünen die Bäume
(Friederike Kempner, 1836-1904)


Es grünen die Bäume des Waldes,
Es kündigt der Frühling sich an,
Hinweg mit dem frostigen Winter,
Der Frühling ist ein sanfter Mann!
Die langen goldnen Strahlen,
Sie sind wie ein langes Haar!
Die Veilchen im tiefen Grase
Sind blau, wie ein Augenpaar!


Vorfrühling
Paul Heyse (1830 -1914 )


Stürme brausten über Nacht,
und die kahlen Wipfel troffen.
Frühe war mein Herz erwacht,
schüchtern zwischen Furcht und Hoffen.
Horch, ein trautgeschwätz'ger Ton
dringt zu mir vom Wald hernieder.
Nisten in den Zweigen schon
die geliebten Amseln wieder?

Dort am Weg der weiße Streif -
Zweifelnd frag' ich mein Gemüte:
Ist's ein später Winterreif
oder erste Schlehenblüte?


Frühlingsbotschaft
Heine, Heinrich (1797-1856)


Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.

Kling hinaus bis an das Haus,
Wo die Veilchen sprießen!
Wenn du eine Rose schaust,
Sag, ich laß sie grüßen.

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Mein Garten
(Matthias Claudius, 1740-1815)


Jeden Morgen in meinem Garten
öffnen neue Blüten sich dem Tag.
Überall ein heimliches Erwarten,
das nun länger nicht mehr zögern mag
Die Lenzgestalt der Natur ist doch wunderschön,
wenn der Dornbusch blüht und die Erde
mit Gras und Blumen prangert.

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Tag
(Eingesendet und geschrieben von Ariane)


Riech´
das frische Gras,
das unter dir grünt,
wächst,
spüre wie es atmet
deine Sinne betört
im sanften Frühlingswind,
fühle endlose Verbundenheit,
höre den zarten Klang
der Ouvertüre
wie es sich bewegt
in dir
berühre den frischen Halm
mit deiner Hand,
öffne deine Augen
halte ihn,
betrachte sein Wesen
im Licht der Mittagssonne,
streiche
über deine Wange,
spüre
dieser seichte Traum
ist Tag


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