Pomona und Vertumnus
Die letzten kalten, verstreute Winde
ziehen müd' über das schlafende Land.
voller Sehnsucht, wollen jetzt erwachen:
Frühlings Boten, ihr leuchtend grünes Band.
Noch ruht im Schutz der Felsen Tiefen,
Pomona, umhüllt vom wärmenden Kleid.
Will nicht erwachen - gar oft ich sie riefe;
ach' komm', du Göttin der Fruchtbarkeit!
Da tritt aus dem Haine dunklen Pfaden,
gebückt am Stock, ein altes Mütterlein,
lass uns, du Göttin jetzt miteinander reden-
blickt verlangend auf deren schönen Leib.
Ja, Alte, komm lass uns reden, lachen -
kalt, so einsam ist es in der Winterzeit;
wie schwer fällt mir jetzt das Erwachen,
es fehlt mir sehr - das bunte Frühlingskleid.
Ganz sacht nun legt das lachend' Weiblein
die Hand auf Pomonas weichen Halses Rund.
Schau! Zu einem Jüngling ich mich wandle,
wir wollen uns vermählen, dies tu ich dir kund!
Du Schöne, komm lass dich doch umarmen,
im Geben, Nehmen, Lust und etwas Leid;
ich bin Vertumnus, Gott der Bäume, Sträucher,
und der vielen tragend Felder, weit und breit.
Und wie brennen da in der Jungfrau Augen,
Sehnsucht, süße Schwäche - oh' sein Werben,
ja, ja... fruchtbar soll es sein auf Erden,
Blumen, blühend' Bäume und die späten Trauben!
(Reinhard Blohm - Brettin 2007)