Lyrik und Poesie
- Geschichten und Erzählungen -

Das Bernsteinkind

Fortsetzung der Geschichte: Seite 2 - Das Bernsteinkind -

Teil 2 - Bernstein


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Mit einem Male gab es ihm einen Ruck. Seine Augen wurden groß vor Staunen. Etwas seitlich vor ihm, dort wo er sein Boot an Land gezogen hatte, glitt etwas Helles am Strande hin und her. Zuerst schien es ihm wie ein helles Wölkchen, das sich aus seinem Himmel verlaufen hätte und nun zurücksuchte. Dann aber sah er, dass es eine Gestalt war, so silberhell wie die Wogenkämme, und dass es eine Mädchengestalt war mit goldhellen, langen Haaren.

Der Fischer starrte unverwandt auf die Gestalt. Sie schien zu schweben. Nein, sie tanzte auf dem Sand, hin und her, mit leicht erhobenen Armen. (Das Gesicht hatte das Mädchen erhoben als lausche es dem Gesang des Windes, nach welchem es langsam, wie schwebend die zierlichen Glieder bewegte. Auf und ab, und hin und her, nach einer zarten Melodie.

Und noch mehr sah der Fischer.
Unter den tanzenden Füssen des Mädchens blitzte und funkelt es wie von tausend Edelsteinen. Wohin ihre Füße traten, blitzte es auf im Sand. Hierhin und dorthin tanzte das Kind mit seinen leichten Füssen, und überall begann es zu funkeln, als wäre der Strand eine Sternenwiese.

Der Fischer hielt den Atem an. Fast traute er seinen Augen nicht. Vorsichtig erhob er sich. Er musste doch sehen, was es mit dem Kinde und dem Funkeln im Sande auf sich hatte.

Es glitt jetzt im Tanz weiter fort den Strand entlang, so konnte er gut an sein Boot herankommen und sich dort verstecken. Rasch kroch er die Düne herab, lief gebückt über den Strand und kauerte sich eng an sein Boot. Nun war das Leuchten im Sande dicht vor ihm. Er streckte die Hand vorsichtig aus. Seine Finger stießen an etwas Hartes. Er hielt einen funkelnden Stein in der Hand. Ihm stockte der Atem. Rasch griff er weiter nach den anderen Steinen im Sand, er rutschte auf den Knien vorwärts, griff zu und sammelte, und steckte in seine Taschen, viele Male, unzählige Male. Dazwischen hob er den Kopf und schaute nach dem tanzenden Mädchen aus. Noch war es vor ihm in seiner schwebenden Helligkeit, wie von innen erleuchtet die zarte Gestalt mit den Berstein-goldenen Haaren.

Wie ein Blitz durchfuhr es den Fischer: Er hielt Bernstein in seinen Händen!. Grosse, goldene Bernsteine, die das Mädchen aus dem Sande tanzte!

Eine wilde Gier ergriff den Mann. Bernstein bedeutete Geld! Und diese schönen, großen Stücke bedeuteten viel Geld! Oh, nun würde er viel Geld bekommen dafür, und seine Frau würde nicht mehr schimpfen und sein Sohn würde runde Wangen bekommen! Der Fischer rutschte wie ein Teufel über den Sand und sammelte. Als seine Taschen gefüllt waren, lief er zum Boot zurück und holte einen Sack. Auch diesen füllte er mit dem funkelnden Gestein. Schon wollte er den Sack in das Boot ausschütten, um ihn aufs Neue füllen zu können, als plötzlich das Leuchten um ihn