- Fortsetzung: Seite 6 - Zum Anfang der Geschichte
"Magst du nicht essen?" Fragte der Knabe bittend.
Bei dem Klang seiner Worte schaute das Mädchen ihn wieder an. Und plötzlich, als es in seine bittenden Augen schaute, begann es zart zu lächeln. Es hatte begriffen, dass der Knabe ihm Gutes tun wollte.
"Möchtest du Milch trinken, oder lieber ein Süppchen essen?" bat der Knabe weiter. "Komm', du musst ein Süppchen essen, es ist heiß und du bist so kalt."
"Oh, wie bist du kalt! Du bist ganz weiß vor Kälte! Du musst meine Jacke anziehen."
Er zog ganz schnell seine Jacke aus und wollte sie dem Mädchen umhängen. Doch es sträubte sich und bekam ängstliche Augen. Ratlos stand der Knabe. Er wollte doch so gern helfen, und nun wollte das Mädchen nichts von seinen Gaben.
Da hob er den Kopf.
Ein Ruck war durch die kleine Hütte gegangen. Es war, als wenn der Wind sie hatte umstoßen wollen. Auch hörte er das Meer lauter tosen als vorher. Es klang wie stampfen und brüllen, es klang ganz nah auf dem Strand. Der Wind war zum Sturm angewachsen. Wieder zitterte das Haus von einem neuen Stoss. In plötzlicher Bangigkeit schaute er zu dem Mädchen hinüber. Ob es sich ängstigen würde bei dem Sturm?
Das Meermädchen aber hatte sich in seiner Ecke erhoben und stand mit hellem Gesicht lauschend da. Seine Augen glänzten wie von Freude, sein Atem ging schnell vor Erregung.
"Hast du Angst?" Fragte der Knabe.
Zum dritten Mal zitterte das Haus wie unter einem Schlag. Einen Augenblick klatschte und schäumte es um seine Wände. Unter der Tür verrann Wasser im Sand.
Schnell lief der Knabe auf das Mädchen zu.
"Komm', wir müssen fort! Das Meer kommt!"
Doch das Mädchen sprang mit einem Satz auf ihn zu. Es schob ihn, es zerrte ihn zitternd, es schob ihn zu Tür, es drängte ihn hinaus zu gehen. "Nein", wehrte er, "du musst mit mir kommen!" Wir beide müssen uns retten!".
Er versuchte die Tür zu öffnen. Sie bewegte sich nicht.
Das Meerkind bekam flehende Augen. Es streichelte den Knaben, es schob ihn wieder zur Tür. Es bat mit den Augen, es bat mit den Händen, und wenn sein Mund auch stumm blieb, der Knabe vermeinte die bittenden Worte zu hören: "Rette dich, lieber Knabe, rette dich".
Da wurde des Knaben Herz ganz hell. Es begann in ihm zu singen und zu klingen. Ganz leicht wurde ihm und ganz froh. Alle Angst fiel von ihm ab. Er nahm des Mädchens Hände in die seinen.
"Ich bleibe bei dir - ich lasse dich nicht allein".