- Fortsetzung: Seite 3 - Zum Anfang der Geschichte
verlöschte. Das Meer erstarb zu einer brausenden, schwarzen Masse. Der Strand lag grau und still da, ohne Funkeln, ohne Leuchten, - das tanzende Mädchen aber war verschwunden.
Bewegungslos stand der Fischer am Boot und starrte in die Nacht um ihn, dann griff er in jäher Angst in seinen Sack. Gottlob! Er war war noch voller Steine und sie leuchteten noch in der Dunkelheit. Nun gab es fröhliche Tage im Fischerhaus. Mann und Frau zogen in die Stadt und boten ihre schönen Bernsteine zum Verkauf. Des Abends kamen sie zurück und brachten Geld mit, viel Geld, und viele andere schöne Dinge. Hei, war das lustig in den neuen Schuhen und den neuen Kleidern; heißa, schmeckte der Schweinebraten gut und der rote Wein! Eine kleine Zeit ging in die Fröhlichkeit nicht aus im Fischerhaus, dann eines Tages waren die letzten Steine verkauft. Die Frau jammerte, wovon sie nun leben sollten. Der Mann murrte, da er nun wieder auf den schweren Fischfang fahren musste.
Eines Nachts jedoch kam ihm ein Gedanke, der ihn am Morgen fröhlich aufstehen ließ. Er sprach zu seiner Frau: "Frau, sorge dich nicht mehr, ich habe einen Plan, der glücken muss, und wir werden dann reiche Leute werden." Die Frau war zufrieden, doch der Sohn schaute mit blassem Gesicht, als ahne er Unheil.
Viele Nächte nun lag der Fischer im hohen Dünengras am Strande und wartete auf das Bernsteinkind. Der Mond stieg aus dem Wasser und versank wieder in ihm, und die Sterne funkelten im klaren Nachthimmel, und die Herbstnächte waren hell und licht, wie die Herbsttage voll Sonnenschein waren. Doch dann wehte der Wind von Westen und zog eine dichte Wolkendecke mit sich, die über Meer und Land lag wie ein dicker Mantel. Dem Fischer klopfte das Herz bis in den Hals, als er zum Abend auf der Düne lag. Heute Nacht musste es glücken, oder es glückte nimmermehr.
Und dann begann ein schwaches Blinken über dem Wasser und mattsilberne Wellen rauschten heran. Und das Blinken wurde stärker und wurde zum Leuchten überall. Das Meer schien ein Fest zu geben und warf tanzend seinen silbernen Schmuck ans Land.
Und dann war plötzlich das tanzende Kind da, und hob die schmalen Arme und lauschte dem Wind, und hob die zarten Füße und tanzte und schwebte wie in süßem Traum. Und wieder begann es unter den Schritten des Mädchens zu funkeln und die goldenen Steine lagen im Sand wie Sterne.
Leise schlich der Fischer zum Ufer hinab und duckte sich hinter sein Boot. Noch tanzte das Kind in einiger Entfernung, er musste Geduld haben. Er tastete nach seinem Fischnetz am Boden des Kahns und legte es bereit.
Das Kind kam näher mit entrücktem Gesicht. Wind und Wolken und Wellen schienen ihm näher zu sein, als die Erde mit ihren Schrecken. Dann plötzlich flog etwas großes, schwarzes durch die Luft! Ein kleiner, zitternder Schrei gellte auf; und das Kind lag gefangen unter dem Netz. Zuerst schlug es und zappelte, um sich zu befreien.