Es war einmal ein armer Fischer.
Der lag an einem schwülen Spätsommerabend am Strande im Dünengras und schlief. Stille war ringsum. Ein leichter Wind wehte, kein Sternlein glänzte, eine schwere Wolkendecke lastete über Meer und Land. Langsam und gleichmäßig rauschten die Wellen heran an den Strand, warfen ihr schimmerndes Geschmeide auf den Sand, wo es aufleuchtete, ehe es verging. Ein immerwährendes Aufleuchten und Verlöschen war am Strande, war in dem ganzen warmen Grau der beginnenden Nacht. Ein Blinken und Glitzern und Sprühen auf dem weiten Meer, ein geheimnisvolles Hin und her zwischen Wellen und Strand. Die Wellenkämme, die über dem nachtgrauen Meer heranrauschten, trugen den silbernen Schimmer wie leuchtende Bänder. Das große, graue Meer hatte sich geschmückt für die Nacht mit silbernen Bändern, die es spielend behutsam an den Strand warf. Darüber sang der Wind seine dunkle Melodie, die aus dem Traumland zu kommen schien.
Je dunkler das Meer wurde mit der kommenden Nacht, je heller wurde das Leuchten auf ihm. "Meerleuchten" sagen die Menschen dazu und wer es jemals geschaut, wird es niemals vergessen.
Der Fischer im Gras auf der Düne rührte sich. Der Wind mit seinem Singen hatte ihn nicht zu wecken vermocht, er hatte ihn nur noch tiefer hineingeführt in Schlaf und Traum. Nun weckte ihn die Kühle der Nacht. Zuerst blinzelte er verschlafen auf die Grashalme dicht vor seinem Gesicht, sodann stützte er den Kopf in die Hände und schaute erstaunt um sich. Wie lange hatte er geschlafen! Als er sich in Gras gelegt, war es Mittagszeit gewesen. Nun war es Nacht, und ein verlorener Tag lag hinter ihm! Trübe schaute er vor sich hin.
Vom frühen Morgen an hatte er gefischt, mit schlechtem Erfolg. Sein Netz hatte sich nicht gefüllt. Der Verkauf der wenigen Fische lohnte fast nicht. Sein Weib würde wieder schimpfen und toben und mit der Kohlenschaufel nach ihm werfen. Und sein kleiner Junge würde wieder blaß und verängstigt in der Ecke sitzen. Ach, es war schwer zu leben, wenn man nicht satt zu essen hatte!
Der Fischer seufzte und blickte aufs Meer.
Er sah das Meerleuchten und seufzte abermals. Er war zu arm, um sich über die Schönheit der Natur freuen zu können.