Da kam ein schöner Prinz herein, Prinz herein, Prinz herein."
Soeben wollte Klaus mit wichtiger Miene in den Kreis kriechen, da fühlte er sich zurück gezogen und sah mit kugelrunden Augen, wie der Junker, sich tief bückend unter den Kinderhänden, in den Kreis hineinschlüpfte.
Die Kinder quietschten hell auf vor Wonne über dem großen Prinzen. Sie sangen mit Jubel weiter:
"Der küsste Anne lieb und fein, lieb und fein!"
Michael zog Anne an den Händen zu sich empor, sehr zart küsste er sie auf den Mund.
Anne widerstrebte nicht, doch mit Zittern flüsterte sie kaum hörbar:
"Das ist kein Spiel mehr, Michael."
"Das soll es auch nicht sein, Anne!"
Hell klangen die Kinderstimmen dazwischen:
"Und morgen soll die Hochzeit sein, Hochzeit sein, Hochzeit sein,
und morgen soll die Hochzeit sein, Hochzeit sein,
H o c h z e i t s e i n!"
Aus dem Schreiten im Kreis war längst ein Hüpfen geworden, nun rasten die Kinder im Sturm um das Paar herum. Oh, dieses Spiel gefiel ihnen so besonders gut!
Da sang Michael weiter und die Kinder fielen jubelnd ein:
"Und dies soll alles Wahrheit sein, Wahrheit sein, Wahrheit sein,
Schön' Anne ist auf ewig mein, e w i g m e i n !"
Ein herrliches Spiel! Die kleine Schar raste vor Vergnügen. Sie schrieen und quietschten, warfen sich erschöpft ins Gras, sprangen wieder auf und begannen von neuem im Kreis zu tanzen. Michael hatte die Arme um Anne gelegt. Sie sprachen nichts. Sie schauten nur einander an.
Klaus aber, der widerrechtlich abgesetzte Prinz, stand abseits von diesem fröhlichen Kreis. Er wischte sich mit seinen schmutzigen Fingern unablässig das tränenüberströmte Gesicht, während er mark- und beinerschütternde Töne von sich gab.
"Ich war der Prinz! Hu, hu-u-u! Ich war doch der Prinz!"
Greting, des Küsters jüngste Tochter, war die Erste, die seinen Kummer bemerkte. Sie löste sich aus dem tobenden Kreis, lief zu ihm hin.
"Lass' man, Kläussing, wir spielen noch mal. Und dann bin ich die Braut, ja?"
Mit ihrem Schürzenzipfel wischte sie dem Jungen sorgsam das vershmierte Gesicht sauber. Dann nahm sie ihn, obgleich sie auch nicht größer war als er, an die Hand wie eine Mutter und brachte ihn in den Kreis der Gefährten zurück. Somit war der traurige Teil des Prinzendramas ebenfalls zum guten Ende gebracht.
Nun gab es wieder neuen Jubel.
Michael hielt ein blanke Münze in der erhobenen Hand.
"Jetzt geht ihr alle zur Feier der Prinzenhochzeit zum Krämer in der Alt-Schmiedestraße und kauft euch dort Zuckerwaren. Und während ihr sie verzehrt - Klaus wird die gerechte Verteilung vornehmen - geht ihr weiter bis zur Wasserkunst. Von dort aus schaut ihr euch an, wie hoch der Turm von St. Nikolei schon gebaut ist. Ihr wisst doch, dass jetzt der Kirchturm gebaut wird. Dann kommt ihr wieder her und erzählt uns. Einverstanden?"
Mächtiges Freudengeschrei erhob sich. Die aufgeregte und schwatzende Schar zog über die Wiese davon in Richtung des Tores.
Noch hatten sie jedoch das Tor nicht erreicht, als ein Rollen auf der Petribrücke ihre Köpfe herumfahren ließ. Ein kleiner Wohnwagen mit einem zottigen Pferdchen davor, erregte ihre Aufmerksamkeit. Neben dem Pferdchen ging ein hagerer Mann, unter dessen Krempenhut wildes rotes Haar hervorquoll.
"Die Gaukler kommen! Die Gaukler kommen!"
Mit diesem Freudengeschrei schwenkte die gesamte Kinderschar um und rannte dem Wagen entgegen.
"Komm' Anne", sagte Michael leise, "die Kinder sind nun doppelt interessiert. Wir haben jetzt einmal Zeit für uns."
Er legte seinen Arm um Annes Schulter. Sie schritten langsam über die Wiese dem Stadtwall zu.
"Ich bin noch wie im Traum", flüsterte Anne. Mit einer kleinen, sehr scheuen Bewegung legte sie den Kopf an Michaels Schulter. Er lächelte. Mit dem Ausdruck inniger Zuneigung schaute er auf das liebliche Mädchengesicht. Langsam begann er zu sprechen.
Von seiner Heimat erzählte er, von Hamburg, der stolzen Hansestadt, von seinem Vater Heinrich Rhode, dessen Handelsschiffe selbst an Portugals Küsten nicht unbekannt waren. "Ich befahre die Ostsee und kenn alle ihre Häfen - mein älterer Bruder versorgt die Nordsee und alles, was westlich liegt."
Dann sprach Michael von seiner ersten Begegnung mit Anne. Am Markt habe er sie zum ersten Mal gesehen. Sie sei ihm aufgefallen durch ihre Haltung und ihr reines,